Kategorie: Roman
-

„Botanik des Wahnsinns“ von Leon Engler
„Arbeiterfamilien, heißt es, haben keine Geschichte, keine Tradition, keine mündlich überlieferten Legenden. Seite 10 Eine Taxonomie des Wahnsinns, nichts Geringeres erwartet die Leser*innen in Leon Englers autofiktionalem Roman Botanik des Wahnsinns. Doch Engler liefert weit mehr als eine Bestandsaufnahme psychischer Erkrankungen. Er entwirft ein vielstimmiges Psychogramm seiner Familie über mehrere Generationen hinweg. Eine Chronik, in…
-

„Die Assistentin“ von Caroline Wahl
„Morgen denke ich mit, sagte Charlotte… S.79 Caroline Wahls dritter Roman hat, bevor man auch nur die erste Seite aufschlägt, bereits für gehörige Unruhe gesorgt. Von den Medien befeuert, von der Autorin selbst keck in Szene gesetzt, von Rezensionen unterschiedlichster Couleur flankiert. Es stand, wie kaum ein literarisches Werk der Saison, im Scheinwerferlicht. Zum Inhalt…
-

„Russische Spezialitäten“ von Dimitij Kapitelman
мама сказала, надень шапку In Sachsen bei Leipzig eröffnet eine osteuropäische Familie ein kleines Geschäft für russische Spezialitäten. Was wie ein pittoreskes Integrationsmärchen klingen könnte, entpuppt sich in Dmitrij Kapitelman autofiktionalem Roman als hochkomplexe Versuchsanordnung. Lässt Heimat sich im Glasregal konservieren? Sie verlassen ihre Heimat als Familie. Doch hier steht bereits fest, es ist kein…
-

„Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ von Anna Maschik
Lebenslinien zwischen Osterstieg und Westerstieg „Warum es mich gibt: … Weil Schafe leise sterben“ Seite 92 Die Innereien einer Familie durchwühlt von Alma, der Urenkelin, die die Einzelteile zusammenfügt. Ein Generationenroman, ja, aber keine Chronik. Keine stringente Linie, sondern ein Mosaik, das sich anhand der Frauen erzählt. Die Männer treten nur auf, wenn sie gebraucht…
-

„Die Erben des Feenfluchs“ von Corinna Götte
Nichts geschieht ohne Grund. Seite 176 Würde es nicht einfach mal Spaß machen, die alten Märchenfiguren wiederzutreffen und die Kinderseele zu öffnen? Abzutauchen ins Reich der Phantasie? Wie ist es mit den Aschenbrödel zum Beispiel? In jedem Jahr zur Weihnachtszeit versammeln sich Familien, und Freundeskreise im behaglich geschmückten Wohnzimmer, um gemeinsam den Film „Drei Haselnüsse…
-

„Blinde Geister“ von Lina Schwenk
„Manche Worte brauchten ein ganzes Leben um anzukommen.“ S. 16 Lina Schwenks Debüt Blinde Geister ist ein Roman über die Unsichtbarkeit familiärer Verletzungen und die leise, doch unausweichliche Macht des Erbes von Kriegstraumata. Schon die Eröffnungsszene – zwei alte Menschen, hilflos im Bad, Rücken aneinander gelehnt, dem Tod ausgeliefert – hat etwas Filmisches, ja Ikonisches.…
-

„Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ von Lena Schätte
„… ach, du bist doch die Tochter von…“ S.77 Eine Familiengeschichte, in Spiritus gelegt Sie beginnt hier mit der Generation der Großeltern und entfaltet ein Panorama, das zugleich vom Arbeiterleben im Ruhrgebiet erzählt und von der zerstörerischen Kontinuität der Alkoholsucht. Schon der Großvater ist ein „eifriger Thekengänger“, der sein hart erarbeitetes Geld die Kehle hinuntergleiten…
-

Single Mom Supper Club von Jacinta Nandi
Ihr meint nur: Hört auf, Ausländer zu sein.“ Seite 79 Das erste Bild ist trügerisch: Jacinta Nandi, in einem YouTube-Video, klein, mit dunklem Haar und Augen, die im Lachen fast zu kullern scheinen. Die Stimme – ein charmanter, britischer Akzent, der jede Silbe in federnde Leichtigkeit hüllt. Alles deutet auf Unschuld, auf ein höfliches Spiel…
-

„Die Verdorbenen“ von Michael Köhlmeier
„Steht nicht an jedem Anfang ein Gedanke?“ Seite 16 Michael Köhlmeier geht autofiktional in seine Jugend zurück – und er tut es mit spürbarer Freude. Er lässt uns die verrauchte Luft der Studentenkneipen atmen, das Stimmengewirr, das Flirren jener Jahre. „Eine Szene wie die in der Lokomotive (einer Studentenkneipe) am Marburger Marktplatz ist ein Diamant…
-

„Verzauberte Vorbestimmung“ von Jonas Lüscher
Zu Jonas Lüschers „Verzauberte Vorbestimmung“ – nominiert für den Deutschen Buchpreis 2025 Wer sich auf Jonas Lüschers neuen Roman Verzauberte Vorbestimmung einlässt, betritt ein sprachliches Labyrinth, dessen Wände aus Wortgirlanden und Reflexionen bestehen. Es ist ein Intellektuellenroman, der in Sphären schwebt zu denen man sich aufmacht ohne leichten Einfluss oder Gegenliebe zu finden. Eine erste…
-

„Schwebende Lasten“ von Annett Gröschner
„Gab es eine Mehrzahl von Inferno?“ S. 127 Es gibt Bücher, die riechen nach der Zeit, in der sie spielen. Nach Bohnerwachs und Nivea-Creme, nach dem feuchten Dunst der Waschtage, der nicht nur Wäsche, sondern ganze Lebensentwürfe durchweichte. Schwebende Lasten von Annett Gröschner ist ein solches Buch. Es erzählt nicht bloß eine Geschichte, sondern hebt…
-

„6 aus 49“ von Jaqueline Kornmüller
„Glück braucht keine Sieger.“ S. 133 Es gibt Bücher, die flüstern uns eine Welt ins Ohr, und man möchte sich beinahe entschuldigen, wenn man sie ausgelesen hat, weil man spürt, dass man etwas Kostbares berührt hat. Jaqueline Kornmüllers 6 aus 49 gehört zu dieser seltenen Sorte. Es ist die Geschichte einer Frau, die ihr Leben…

