Kategorie: Rezension
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„Seinetwegen“ von Zora del Buono
„Bequemlichkeit ist das allerletzte als Lebensmotto“. Seite 86 Zora del Buonos Seinetwegen ist ein Roman der Suche – nach der Wahrheit, nach einem verlorenen Vater, nach den Spuren einer Vergangenheit, die untrennbar mit Schuld, Verlust und Zeitgeschichte verwoben ist. Es ist eine raffinierte, klug komponierte Erzählung, die sich literarisch zwischen verschiedenen Textsorten bewegt: Zeitungszitate, Essays,…
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„Klapper“ von Kurt Prödel
„Sie sah aus wie eine verbrauchte Batterie“. Seite 129 Klapper heißt eigentlich Thomas, aber alle nennen ihn nur Klapper, was an seinem dürren Gestell, den langen, fettigen Haaren und einem Teint wie bei einem überbelichtetes Foto liegt. Sechs Wochen Sommerferien verbringt er in seinem dunstigen Zimmer, seine treuesten Begleiter: eine erdig verklebte Computermaus und ein…
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„Wackelkontakt“ von Wolf Haas
„ …man weiß nie, was geschrieben steht, bevor man den letzten Satz gelesen hat“. Seite 206 Escher liest ein Buch um sich die Wartezeit auf den Elektriker zu verkürzen. Das Buch handelt von dem Mafioso Elio, der im Gefängnis ein Buch über einen Mann liest, der auf einen Elektriker wartet. Uiiidhh. Und schon nach diesen…
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„ÜberLeben LebensWert“ von Agatha Huxley
„Unser Zeitalter besteht aus Wegschauen“. Das Buch beginnt mit einer emotional starken Widmung, die aussagt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. Es geht um Karo eine Streetworkerin. Sie hat sich ganz in den Dienst der Verlorenen unserer Gesellschaft gestellt. Sie will die Kids von der Straße holen, sie von den Drogen wegbringen damit sie…
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„wir waren kometen“ von Daniel Gräfe
„Wer laufen könne, gehe weg.“ Seite 124 Luba fällt Lukas durch ihre angespannte, aufrechte Haltung trotz ihrer inneren Versunkenheit auf. Später, als er sie schon liebt, ist es der grüne Sprenkel in ihrem linken Auge, der ihn nicht mehr loslässt. Ihre Kindheit hat Luba unter dem Regime von Ceausescu in Rumänien verbracht. Sie war angefüllt…
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„Meisterwerk“ von Aligéidar Tagiev
„Und wohin schaut Gott?“ Seite 21 Der Dichter Tagiev schildert den Lesenden in seinem Vorwort seinen Lebensweg. Dieser ist geprägt von Armut, familiärer Gewalt und Ausgrenzung. Aber auch von Mutterliebe, Stärke und dem Glauben an sich selbst. Diese Erfahrungen spiegeln sich in Tagiev’s Gedichten wieder. Der Gedichtband „Meisterwerk“ bewegt sich zwischen den Polen von tief…
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„Junge aus West-Berlin“ von Maxim Leo
„…in den dunklen Osten, in dem meine Lebensfreude wohnte“. Seite 14 Wer kennt nicht Udo Lindenbergs Song „Horizont“? „Hinterm Horizont geht’s weiter ein neuer Tag hinterm Horizont immer weiter zusammen sind wir stark! Das mit uns ging so tief rein das kann nie zu Ende sein sowas Grosses geht nicht einfach so vorbei!“ Marc reist…
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„Vergessene Seelen“ von Eva Geßner
„…vergewaltigender Würger und Schuhfetischist mit einer Vorliebe für androgyne Frauen und teure Seidenunterwäsche.“ S.117 Ein Mann läuft durch das Tunnelsystem der Kanalisation unter der Stadt Köln. Er ist bereit Mitzi zu treffen. Für sie hat er alles vorbereitet und er freut sich schon auf die Jagd. Die düstere und unappetitliche Location sowie der Begriff der…
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„Unversehrt“ von Eva Biringer
„Every Woman I know is in pain“ Caroline Reilly Seite 74 Weil ich in der Vergangenheit selbst viele Schmerzen aushalten musste, habe ich mir das Buch „Unversehrt – Frauen und Schmerz ein autobiografisches Plädoyer“ von Eva Biringer gekauft. Vorgestellt hatte ich mir eine Art Gesundheitsratgeber im Umgang mit dem Schmerz, die Beschreibung der Arten des…
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„Über Leben- Was bleibt und was nicht“ von Hanno Rinke
„Die Zeit, wenn sie nicht sofort tötet, heilt alle Wunden“ . Seite 100 Hanno Rinke erzählt in seinem autobiografischen Roman „Über Leben“ die Geschichte seiner Familie von 1870 bis 2024. Dabei gliedert er die Kapitel nach den zu betrachtenden Familienmitgliedern, geschichtlichen Ereignissen und Wohnorten. Diese Gliederung hindert den Autor aber nicht daran, die Zeitebenen willkürlich…