„Katzentage“ von Ewald Arenz

Als ob unser wirkliches Leben für einen Augenblick gar nicht da wäre“ S.12

Manchmal schenkt uns das Leben eine Atempause, ohne dass wir sie gesucht hätten. Für Paula und Peter, Kollegen, und Vertraute einer Nacht, beginnt sie, als der Zug in Würzburg nicht mehr weiterfährt. Drei Tage lang sind sie herausgelöst aus der Ordnung des Alltags und geraten in ein Schweben zwischen Nähe und Zweifel, zwischen Leichtigkeit und Ernst.

„Denn immer war da diese Unsicherheit, ob die Nähe ihrer gemeinsamen Nacht, diese Zärtlichkeit im Dunkeln in diesen Tag hineinreichte.“ Seite 33 

Arenz macht aus dieser Unterbrechung ein Liebeslied, eine feinsinnige Meditation über das Glück im Augenblick. Die beiden necken, balgen, verlieren sich im Spiel und doch schwingt in Nebensätzen die Frage: Bleibt etwas, wenn der Zauber des Augenblicksglücks vergeht?

Der Herbst, in dem die Geschichte spielt, ist mehr als eine Kulisse. Er ist ein Gleichnis für das Reifen und Vergehen, für die Kostbarkeit der Zeit, die niemand zurückholen kann. Wie Blätter, die sich bunt verfärben, bevor sie fallen, so leuchtet auch diese Liebe, trotz der Angst vor deren Endlichkeit.

Arenz’ Sprache ist von leiser Lebensklugheit durchdrungen. Mit seinen spielerisch, ironischen Dialogen kitzelt er nicht nur die Sinne. Er stellt auch die großen Fragen nach der eigenen Genügsamkeit, unserem geplanten Leben, dem wir immer Ziel und Richtung geben müssen. Müssen wir, oder genügt es, einfach da zu sein, solange das Licht noch warm ist?

Katzentage ist ein Roman über die Flüchtigkeit des Moments, über die Kunst ihn nicht zu fürchten, sondern zu feiern. Ein stilles, herbstgoldenes Buch, das uns mit dem süßen Schmerz der Vergänglichkeit zurücklässt.

Ein herrliches Leseerlebnis und genau richtig um in eine sentimental, philosophische Herbststimmung versetzt zu werden. Im schlimmsten Fall erwischt einen das Lebensweh, im besten eine glückliche Erinnerung an nächtliche, wilde Katzentage. 

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