»Da liegt erschlafft der Irrsinn wie ein Mahnmal … Wo sind wir, was ist passiert?« S.209
Also pass auf: Die Ella, die is’ ’ne Wuchtbrumme mit ordentlich Zunder inne Birne. Schon als Kind hat se ihre Wut weggeschwitzt auf’m Sportplatz – später dann fliegt se sternhagelvoll aus’m Karussell, Bein im Eimer, Laune komplett am Arsch. Seitdem? Brüllt se Leute an, als gäb’s kein Morgen mehr. Sympathisch? Joa, auf ’ne rabiate Art vielleicht. Freunde? Eher Mangelware. Stattdessen: Therapie, weil wat willste machen mit so’ner wandelnden Eskalation?
Zu Hause bei den Nowak-von-Trolls geht’s zu wie auf ‘ner Techno-Afterhour in Gelsenkirchen: Mama und Daddy auf Stoff und Selbstverwirklichungstrip, die Kids? Merle, Ella und der kleine Luis – machen ihr Ding, so gut’s eben geht zwischen Dosenravioli und emotionalem Vakuum.
Und dann, zack, Luis is’ weg. Einfach puff. Und rat mal, wem’s auffällt? Richtig – nur der Ella. Da fängt die ganze Misere erst richtig an.
Was Brandi da abzieht, is’ keine schnöde Jugendgeschichte, dat is’ ’ne abgefahrene Achterbahnfahrt durch Dortmunds kaputte Ecken, gemischt mit ’ner Prise magischem Realismus und ’nem toten Barsch, der in ’ner Alditüte wohnt und sabbelt, als wär er Buddha mit Fischgräten.
Die Sprache? Kratzig, roh, rotzig – wie ’ne Pommesbude um Mitternacht. Und Ella? Steht ständig kurz vorm Komplettabriss. Aber ehrlich: Die Menschen in dem Buch, die sind so bunt wie Tauben vorm Hauptbahnhof – kaputt, liebenswert und irgendwie echt.
Brandi haut uns nicht nur die Wut um die Ohren, sondern auch so’n paar Fragen, die richtig zwiebeln: Was heißt Familie eigentlich, wenn alle nur mit sich selbst beschäftigt sind? Was passiert, wenn dir jemand fehlt, aber niemand sonst hinsieht? Und wann passt man eigentlich irgendwo rein – oder bleibt man für immer der bunte Vogel im Schwarm grauer Spießer?
„Fischtage“ is’ wie ’n Kater nach ’ner langen Nacht: tut weh, macht aber Sinn. Und der Barsch? Ey, der is’ mehr Philosoph als die Hälfte von Twitter.