„Der Engel von Rom“ von Jess Walter

„Faber est suae quisque fortunae, sagte Monsignore, der Mensch ist der Meister seines Geschicks,…“ Seite 78 

Es beginnt, wie so viele amerikanische Geschichten beginnen: mit einer Sünde und einem Traum. 

Jack Rigel, Sohn einer überfrommen Mutter aus Omaha, Nebraska, ist das Ergebnis eines Fehltritts und wird dafür zeitlebens zum Bußpfand. 

Die Mutter, fest entschlossen, das irdische Malheur durch himmlischen Eifer auszugleichen, sieht ihren Jack am liebsten im Priestergewand. 

Er selbst sieht sich eher als Existenzialisten in Lederjacke, mit Zigarillo im Mundwinkel, Notizbuch in der Tasche und großen Gedanken im Kopf. Doch das Leben, wie Jess Walter es zeichnet, liebt die Ironie.

Statt in italienischen Cafés landet Jack in einem Seminar für Latein.

Was wie eine Farce beginnt, entfaltet sich als feines, fast musisches Spiel über Zufall, Verführung und den Mut, das eigene Leben beim Schopf zu packen. Faber est suae quisque fortunae – ein jeder ist seines Glückes Schmied.

Dieser alte Satz aus der römischen Weisheit zieht sich leitmotivisch durch Walters Roman, und man möchte hinzufügen, selten wurde er mit solcher Leichtigkeit in Szene gesetzt.

Jack ist kein Held, eher ein Zauderer zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Er möchte das Leben begreifen, aber bitte ohne allzu großen Einsatz. Er träumt sich an die Seite der Bohemiens, doch die Realität diktiert in Lire, nicht in Ideen. Erst ein abgehalfterter B-Prominenter öffnet ihm den Blick auf das, was man bei den Stoikern memento vivere nennt: Erinnere dich daran, zu leben.

Jess Walter gelingt mit Der Engel von Rom eine zärtliche Komödie über das Erwachsenwerden in einer Welt, die man nur versteht, wenn man sie annimmt. Er schreibt mit jener leisen Ironie, mit einer Poesie, die sich gerade im Unscheinbaren entfaltet. 

Seine Figuren taumeln durchs Leben, wie Menschen es nun einmal tun. So voller guter Absichten, kleiner und großer Selbsttäuschungen und jener wundersamen Zufälle, die nur das Schicksal in Szene zu setzen versteht.

Walters ist ein Plädoyer für eine bewusste Lebens-Bejahung. Und wer sich darauf einlässt, der spürt, dass die Engel, die uns verändern, manchmal aus Fleisch und Blut sind und gelegentlich auch aus Rom kommen können.

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