„Das Geschenk“ von Gaea Schoeters

„Elefantenhaufen sind Staatseigentum.“ S. 74

Ein Elefant in Berlin. Nicht aus Stein, nicht als Sinnbild – sondern aus Fleisch, Blut und politischer Relevanz. Und es bleibt nicht bei einem.

Gaea Schoeters’ Das Geschenk ist kein Roman, der sich artig ins Regal der Gegenwartsliteratur einordnet. Es ist eine literarische Intervention – pointiert, komisch, hochpolitisch. Der Ausgangspunkt: ein deutsches Gesetz gegen Jagdtrophäen – gut gemeint, vor allem aber gut fürs moralische Eigenbild. Doch Symbolpolitik, so lehrt uns Schoeters, hat mitunter erstaunlich reale Folgen.

Botswana reagiert – und zwar mit 20.000 Elefanten. Keine Diplomatie, keine Drohkulisse. Nur Masse. Und Präsenz. Die Tiere marschieren durch Berlin wie eine allegorische Armee: gegen koloniale Bevormundung, gegen europäische Selbstherrlichkeit, gegen die naive Vorstellung, man könne den globalen Süden mit guten Absichten regieren.

Kanzler Winkler steht vor einem Dilemma, das größer ist als jede Umfragekrise: Die Realität ist grauer, schwerer – und sie lässt sich nicht mehr wegmoderieren. Auch nicht mit einem Düngegesetz.

Schoeters gelingt das Kunststück, Komik mit Klartext zu verbinden: Ihre Elefanten sind mehr als Tiere – sie sind politische Körper. Sie trampeln durch die Illusionen westlicher Hilfsbereitschaft, durch Medienblasen und Machtgeplänkel. Und sie hinterlassen – im besten Sinne – einen gewaltigen Haufen Fragen.

Fazit:

Ein brillanter, bitter-komischer Roman über das, was Europa nicht sehen will. Und über das, was kommt, wenn das Verdrängte plötzlich vor dem Reichstag steht.

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