„Unsere Suche nach Zärtlichkeit „ von Martin Ehrenhauser

„Er wollte glücklich sein, und das Glück war jetzt da.“ Seite 94

Sebastien Dumont, ist ein unscheinbarer Mann. Er ist geschieden und ein wenig verloren im Leben.

So trägt er in sich eine Traurigkeit, die nicht laut ist, sondern still mitschwingt, wie das Echo einer Melodie, die keiner mehr spielt.

Er lebt in Routinen, in Uhrwerken, die ticken, auch wenn das Herz längst aus dem Takt geraten ist. An seinen Abenden arbeitet er ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. 

Als der nächtliche Anruf einer Frau Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis weckt, macht er sich auf nach Antibes— nicht in der Hoffnung, sondern im dringenden Bedürfnis, etwas zu heilen. Vielleicht diese fremde Frau, von der er nichts kennt außer ihrer Traurigkeit.

Sein Weg führt ihn in ein kleines Bed & Breakfest, in die langsamen Stunden des Spätsommers, wo die Hitze schon ein wenig nachgibt, aber die Luft noch warm genug ist, um barfuß zu gehen. 

Der Autor Martin Ehrenhauser beschreibt diese Orte mit einer Sinnlichkeit, die sich anschmiegt. Wenn Dumont im Meer schwimmt, dann schwimmt der Leser mit ihm, verliert sich für einen Moment im Wasser, in der Stille, im eigenen Denken.

Bei einem seiner Streifzüge trifft Dumont Florence. Traurig, schweigend, ein Geheimnis hinter den Augen.

Ihr erstes Treffen ist flüchtig, wie ein Bild, das man im Vorbeigehen sieht. Doch der Zufall — oder das, was wir dafür halten — führt sie erneut zueinander. Sie gehen spazieren, reden kaum und dann doch. Dumont erzählt von seiner Kindheit, tastet sich heran an ein neues Gefühl. Nicht Liebe. Noch nicht. Aber Nähe. Wärme. Zärtlichkeit.

„Ohne das Schwere ins Leichte zu tragen“, heißt es auf Seite 133 — und genau das gelingt Ehrenhauser auf bemerkenswerte Weise. Er spricht vom Schmerz, ohne ihn auszustellen, von der Sehnsucht, ohne Kitsch, und von der Schönheit des Zufalls, ohne zu verträumen.

„Unsere Suche nach Zärtlichkeit“ ist kein Liebesroman der großen Gesten. Es ist ein stilles Buch, das zwischen den Zeilen leuchtet. Es wärmt. Und es erinnert uns daran, dass das zarte Aufeinandertreffen zweier verlorener Seelen manchmal schon alles ist, was wir brauchen.

Ein Buch wie ein spätsommerlicher Abend am Meer — mit Salz auf der Haut, Sonne im Haar und einer Ahnung von etwas, das bleiben könnte — ein Buch, das so zart ist wie das letzte Licht des Tages.

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