„Wackelkontakt“ von Wolf Haas

„ …man weiß nie, was geschrieben steht, bevor man den letzten Satz gelesen hat“. Seite 206

Escher liest ein Buch um sich die Wartezeit auf den Elektriker zu verkürzen. Das Buch handelt von dem Mafioso Elio, der im Gefängnis ein Buch über einen Mann liest, der auf einen Elektriker wartet.

Uiiidhh.

Und schon nach diesen wenigen Worten, sitzt man mitten in der Zeitschleife. Man rotiert durch die Zeitebenen wie in einem Waschvollautomaten. Verirrt sich im flächigen Labyrinth der parallelen Umlaufbahnen eines Zeit-Dadaismus, der sich gegen jede Logik auflehnt.

Da ist der Protagonist Escher, der früher den Spitznamen „Neandertaler“ führte. Er lebt allein. Von Beruf ist er Trauerredner. Sein einziger Luxus ist das sammeln von Puzzles und das lesen von Romanen über die Mafia bzw. ähnlich patriarchalische Organisationen.

Elio Russo unser zweiter Protagonist hingegen hat die Mafia verpfiffen und von der Kronzeugenregelung Gebrauch gemacht. Er geht in den Zeugenschutz um nicht von Kugeln durchsiebt zu werden und repariert Fahrräder. Auch hat er von seinem ehemaligen Knastkollegen ein Buch geschenkt bekommen. In diesem liest er von Zeit zu Zeit über einen Typen mit Namen Escher.

Das Buch liest sich, als als hätte jemand die Puzzle-Schachtel Eschers ausgekippt und die kleinen Teilchen wild in der Bude verstreut.

Nicht zufällig heißt der Protagonist Escher, wie der Täuschungskünstler M.C.Escher.

Wie M.C. Escher so steht auch der Autor Wolf Haas der Logik skeptisch gegenüber. Er schaut sie sich an und sagt: „Nö, das mache ich anders!“ 

Nur er lässt nicht Treppen in alle Richtungen führen – er setzt seine Geschichte in eine Dimension, die man so gar nicht kennt – und egal, wieviel man liest, man befindet sich in einem Spiegelkabinett und kommt immer wieder am Ausgangspunkt raus. 

Dieses kluge Buch spielt mit der Sprache, hackt mitten drin einen Satz ab und knallt ihm ein Satzzeichen hintendran.

Dieses geniale Buch-Puzzle hält die Spannung hoch obwohl es kein Krimi ist. Aber unser Autor hat seine Erfahrung in diesem Genre. Schließlich ist er Autor mehrerer Kriminalromane.

Willkommen in der Welt von Haas!

Zusammengefasst lässt sich sagen, Haas schickt den Lesenden mit seinem Buch „Wackelkontakt“ in einen surrealen Fiebertraum  – und man darf ihn dafür lieben und Spaß haben obwohl mich Trick 17 schon etwas verwirrt zurückgelassen hat. 

Absolute Leseempfehlung

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