„…in den dunklen Osten, in dem meine Lebensfreude wohnte“. Seite 14
Wer kennt nicht Udo Lindenbergs Song „Horizont“?
„Hinterm Horizont geht’s weiter
ein neuer Tag
hinterm Horizont immer weiter
zusammen sind wir stark!
Das mit uns ging so tief rein
das kann nie zu Ende sein
sowas Grosses geht nicht einfach so vorbei!“
Marc reist mit seiner Schulklasse hinter diesen Horizont. Er verbringt einen Tag in Ost-Berlin und geht dort verloren.
Doch ein Mädchen hilft ihm ganz unbefangen aus seiner prekären Situation.
Er bemerkt, welche Magie sein Westlersein auf sie ausübt.
Vielleicht gibt das den Ausschlag dafür, dass er Jahre später nach Westberlin zum Studium geht.
Dort angekommen, werden seine Ausflüge in den Osten Berlins für ihn immer mehr zur Befreiung. Er fühlt sich nicht nur gesehen, es ist mehr als das. Die Menschen dort projizieren ihre Sehnsüchte auf ihn. Machen ihn größer. Er ist der Abgesandte einer unbekannten, coolen Welt, in der sie auch gern leben würden.
Marc schmeißt sein Studium und jobbt bei einem Konzertveranstalter. Im Osten gibt er sich als Konzertveranstalter oder Tourmanager von Bands aus. Natürlich wird er bald zu allen Party‘s eingeladen.
Auf einer trifft er Nele. Sie sitzt still in einer Ecke und liest ein Buch. Als sich ihre Blicke treffen, weiß er, dass ist was Großes.
Doch die große, fette Lüge steht im Raum und der Sturz der Mauer kurz bevor.
Mit Udo‘s Lied im Ohr, habe ich diese kleine, feine Liebesgeschichte von Maxim Leo sehr genossen. Natürlich sind ostalgische Gefühle aufgekommen. Leo beschreibt aus eigenem Erleben die trotzige Jugend der DDR, die sich trotz aller Unfreiheit ihre Freiheiten nimmt.
Völlig unverblümt und natürlich begegnet uns diese Jugend in der Protagonistin Nele.
Der Autor lässt Marc und Nele abwechselnd zu Wort kommen und ihre Geschichte erzählen.
Und die großartige @kat illustriert dieses kleine Büchlein in verschiedenen Grautönen für das fahlfarbene Ost-Berlin. Gegen das Grau setzt sie die Farbe Rosa für die Liebe.
Das Buch selbst ist ein Sammelobjekt aus der Reihe der Lieblingsbücher (Band 18). Auf dem Einband finden wir die Tiefenprägung eines DDR-Passstempels und einen erdbeerroten Farbschnitt und natürlich ein Lesebändchen. Wieder eine Augenweide und trotz des Preises von 23€ eine Anschaffung wert.