„Trophäe“ von Gaea Schoeters

„Denn wir leben wie wir träumen. Allein.“

Seite 46

Hunter White ist in Afrika angekommen. Sein Name ist vererbt wie die Lust auf die Jagd. Die Lust des reichen weißen Mannes am Töten von Tieren, von naturgeschützten Tieren, die durch Bestechung vor die Flinte der schießwütigen Trophäensammler geführt werden.

Hunter will ein Spitzmaulnashorn erlegen, damit wäre seine Big Five komplett und das Frauchen zu Hause bekommt das ausgestopfte Rhino als nettes Dekoobjekt.

Gottgleiche Gedanken über Leben und Tod begleiten Hunter ebenso wie die Rechtfertigung auf sein Anrecht dieses Tier erlegen zu dürfen.

Er braucht das Adrenalin der Jagd. Den Rausch der Belohnung. Wenn das Tier in vollem Lauf gestoppt durch seine Kugel vom Leben zum Tod wechselt, dann steigt in ihm Befriedigung auf, dass er seine Kräfte messen konnte. Ein physikalischer Kampf Mann gegen Tier.

Nur, dass das Tier keinen Doppellader im Anschlag hatte.

Es ist soweit. Das Nashorn steht Hunter gegenüber. Die Patrone ist im Lauf und dann findet ein verdammter Mindfuck statt, der moralisch alles mit sich reißt…

Gaea Schoeters Roman ist zu Recht preisgekrönt. Vollmundig beschreibt die Autorin die Landschaft Afrikas. Die Hitze ist spürbar, die Trockenheit klebt am Hemd und ich höre das Gras knistern. Alles ist trügerisch friedlich und still. Plötzlich durchbricht ein Brüllen die Ruhe und meckernd stimmt eine Hyäne mit ihrem furchtbaren Lachen ein. Sicherheit wird zur Illusion im Busch.

In Gedanken bin ich dort, in der staubigen Ebene, neben dem Fährtenleser entdecke ich den Skorpion unter seinem Stein, die wasserspendende Wurzelknolle. Ich bin da.

Doch noch brillanter als die Schilderung der Natur ist der Schockmoment, wenn die Geschichte sich schonungslos wendet. Mit unglaublicher Tiefgründigkeit schildert die Autorin das Unfassbare. Macht es zu einer Realität, die mich ungläubig zurückließ.

Übersetzt wurde der Roman hitverdächtig und von hoher sprachlicher Intensität von Lisa Mensing. Das Buch erschien am 19.02.2024 bei Hanser Literaturverlage

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