„Ab einem gewissen Alter kann man beim Tod nicht mehr von ~plötzlich und unerwartet ~ reden.“ Seite 139
Inhalt – natürlich spoilerfrei:
Im beschaulichen Grün zwischen Rankgerüst, Biokompost und Schneckenzaun geht es mal wieder hoch her: Während Valentina eigentlich nur ihren Rucola bestaunen und Friedl giftige Blicke auf Nachbars Nachwuchs werfen will, platzt ein markerschütternder Schrei mitten in den Nachmittagskaffee. Ein zweiter folgt – und die Gartencommunity eilt zum Ort des Geschehens.
Die Schrebergarten-Detektivinnen Valentina, Lerche und Friedl (die Miss Marples mit Gartenhacke und Gummistiefeln) stolpern so in ihren zweiten Fall – denn im Gras liegt der schöne Bastian, ein junger Heilpraktiker, der sein letztes homöopathisches Kügelchen offenbar schon geschluckt hat. Bienengift war im Spiel. Und kein Allergiker-Pen in Sicht.
Das Böse lauert also wieder hinter der Hecke – und es hat diesmal offenbar willkürlich einen Stachel gesetzt.
Mein Eindruck – wie Unkraut: herrlich durchwachsen und voll blühender Bosheiten
Martina Pahr liefert mit ihrem zweiten Schrebergartenkrimi erneut eine kurzweilige Mischung aus spitzer Satire, charmantem Gärtnerwissen und wunderbar grantigen Dialogen. Die Dynamik zwischen den Hobby-Ermittlerinnen hat sich deutlich verschärft – man merkt: Die Schonzeit ist vorbei, jetzt wird mit der Mistgabel diskutiert. Besonders Friedl fährt durch jedes Gespräch wie ein Rasenmäher auf Turbo – rücksichtslos, schnittig, mit Nachdruck.
Valentina bleibt als Single-Kinderbuchillustratorin wunderbar überfordert mit dem menschlichen Wildwuchs um sich herum. Die Lerche flattert klug und kontrolliert durch den Plot.
Zwischen Rankhilfe und Ermittlungsarbeit gibt’s dann ganz nebenbei auch kritische Töne: über die Grenzen alternativer Heilmethoden, Selbstwahrnehmung im Spiegel sozialer Medien und Paarbeziehungen, bei denen das „Geben“ leider zu oft weiblich konnotiert ist.
Ach ja, und man lernt was: Schnecken haben 22.000 Zähne (who knew?), Bierfallen sind eigentlich Happy Hour für Nacktschnecken, und Kohlmeisen? Können ziemlich miese Vögel sein.
Fazit:
Ein Krimi wie ein übervoller Garten im Spätsommer: wild, aromatisch, überraschend – und mit einer Prise bissigem Humor gewürzt. Die drei Garten-Marples ermitteln wieder mit Spaten, Spitzfindigkeit und einem erstaunlich treffsicheren Gespür für menschliche Abgründe im Gartenzaunformat.
[…] „Dieser Band ist keine späte Gedenkplatte, sondern ein Monsterbrillant aus dem Tiefsee‐Schatz der deutschsprachigen Literatur: 15 Geschichten, die zeigen,…