„Vergiftete Sonne“ von Stefan Piasecki

„Die Situation lastete auf ihrem Verstand wie eine Grabplatte, die das Sonnenlicht und das Leben fernhält von den bleichen Knochen darunter“. S. 231

Dieser spannende Politthriller spielt Mitte der Achtziger im Frankfurter Bankenviertel. Dreh und Angelpunkt des Romans ist Dr. Reza Sistani. Er ist Iraner, lebt in der Bad Homburger Villengegend und hat in der Privatbank des Dr. Praetorius die Verfügungsgewalt über Millioneninvestments vermögender Investoren .

Zur zeitlichen Einordnung:

Durch den Einsatz neuster Computertechnik, die in den Achtzigern noch in den Kinderschuhen steckt, ist seine Bank über zwei Handelsterminals der Reuters-Systeme weltweit mit den Aktienmärkten verbunden. Dell ist noch eine kleine Garagenbude und Pixar eine Miniaktie aus dem Trendsegment. Der große Börsencrash 1987 steht noch bevor. 

Reza zahlt immer die höchsten Renditen und so sammelt sich natürlich illustreres Volk um den Goldjungen der Bankenwelt. Die Industie des horizontalen Gewerbes ist ebenso vertreten wie die Musik- und Filmindustie und ein zwielichtiger Amerikaner namens Vance Parys, dessen Geschäfte offenbar das Licht der Öffentlichkeit scheuen.

Zeitgleich bricht eine FDJ-Jugendgruppe aus Magdeburg nach Frankfurt/Main auf um an einer Tagung zur Vorbereitung der Jugendspiele 1988 teilzunehmen. 

Die Teilnehmer sind regimetreue Jugendliche, die zum ersten Mal in den Westen reisen. Natürlich ist ein Parteisekretär an Bord.

Durch einen eher unglücklichen Zufall fährt das Mädchen Ada statt ihrer Freundin Pam mit, was durch die große Ähnlichkeit der beiden Mädchen nicht auffällt.

Ada, deren Eltern hohe Tiere bei der Staatssicherheit der DDR sind, gerät zufällig in den Dunstkreis der Bank und verpasst ihren Bus zurück nach Magdeburg.

Jetzt beginnt eine rasante Handlung, die perfekt den Zeitgeist der Achtziger einfängt, aufzeigt welche Hybris das Finanzsystem hat und wie skrupellos die Gemeindienste aus Ost und West agierten.

Die Wandlung der Figur des Dr. Reza Sistani fasziniert durch die hervorragende Ausarbeitung des Charakters . 

Piasecki schildert die Zeit und seine Akteure sehr detailliert. Man merkt die aufwändige Recherchearbeit zum Buch. Doch nicht nur die politischen Fakten stimmen. Der Politthriller hält den Spannungsbogen und endet in einem phänomenalen Showdown.

Ich empfehle das Buch nicht nur Lesenden, die sich für deutsch-deutsche Geschichte im Kontext der Welt- und Finanzpolitik interessieren, sondern auch allen Fans gutgemachter, spannungsgeladener Thriller. 

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