„Unser Zeitalter besteht aus Wegschauen“.
Das Buch beginnt mit einer emotional starken Widmung, die aussagt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht.
Es geht um Karo eine Streetworkerin. Sie hat sich ganz in den Dienst der Verlorenen unserer Gesellschaft gestellt. Sie will die Kids von der Straße holen, sie von den Drogen wegbringen damit sie eine Zukunft haben. Sie sammelt Spenden um es denen, die auf der Straße leben, erträglicher zu machen.
Sie sagt über ihren Job:
„Ich arbeite mit dem Scherbenhaufen, der sich während der Pubertät aufgebaut hat.“
Dabei hat sie selbst kein leichtes Leben. Ihr fast erwachsener Sohn Max leidet an Morbus Hunter und ihr Mann ist verstorben. Nach ihrem Bruder, der einst ins Drogenmilieu abgerutscht ist, sucht sie noch heute.
Als der Junkie Pelle ein totes Mädchen findet, ist die Szene und Karo in Aufruhr.
Die Autorin Agatha Huxley beschreibt das Leben auf der Straße ungeschönt. Sie prangert an, dass unsere Zeit geprägt ist vom Wegschauen. Wir wechseln die Straßenseite, wenn wir einen „Penner“ sehen, machen vielleicht sogar ein Foto. Rümpfen die Nase über eine Obdachlose und halten unsere Geldbörse fest.
Selber schuld, sagen wir uns und gehen zügig weiter. Dabei, so die Autorin, kann es jeden treffen.
Wir haben hier Menschen vor uns die nur gesehen werden wollen. Ein freundlicher Blick, ein Nicken, ein Wort und vielleicht mal einen Euro.
Statt dessen werden diese Menschen immer mehr zu Freiwild.
Um ihre Drogen zu finanzieren, verkaufen Frauen/Männer ihren Körper und nehmen dann Drogen um die Misshandlungen überhaupt verkraften zu können.
Gerade Frauen, die auf der Straße leben, werden geschlagen, gedemütigt, vergewaltigt, in Bordelle verkauft und wenn es ganz schlimm kommt als Organspender benutzt.
Die Autorin fragt durch ihre Protagonistin, warum die Gier heute Vorfahrt vor der Moral hat.
Aber sie sendet auch einen Aufruf an die Obdachlosen, Junkies und Prostituierten. Denn sie selbst haben auch eine Verantwortung für ihr Leben, die ihnen keiner abnehmen kann.
Karos Sohn Max spricht hier eine Wahrheit gelassen aus:
„Ja, ein normales Leben ist das größte Glück. Die, die es führen, sind selten dankbar dafür. Sie sehen nicht ihren Reichtum. Sie wissen nicht, was für ein Luxus Gesundheit ist. Welches Glück es ist, ein Dach über dem Kopf zu haben, Essen im Kühlschrank. Die Menschen wollen immer mehr. Und je mehr sie haben, umso unzufriedener werden sie.“ Seite 87
Die Autorin Huxley bedient sie sich vieler Aussagen, die richtig aber so allgemein oder banal sind, dass sie kaum neuen Erkenntnisgewinn bringen.
Sie drücken etwas aus, das nicht zu bestreiten ist, dadurch entsteht zu wenig Raum für eigene Gedanken des Lesenden.
Damit wirken auch die Dialoge oberflächlich und starr. Die Erzählung verliert an emotionaler Tiefe.
Eine Geschichte die es wert ist, erzählt zu werden. Zu schade, dass schlicht das erzählerische „Fleisch“ fehlt, um nachhaltig zu fesseln.