„Susanna“ von Alex Capus

Susanna von Alex Campus

„Die Blödigkeit des Herzens.“

Klappentext:

Alte Gewissheiten gelten nicht mehr, neue sind noch nicht greifbar. In New York wird die Brooklyn Bridge eröffnet, Edisons Glühbirnen erleuchten die Stadt. Mitten im Trubel lebt Susanna, eine Malerin aus Basel, die mit ihrer Mutter nach Amerika ausgewandert ist. Während die Maschinen die Welt erobern, kämpfen im Westen die Ureinwohner ums Überleben. Falsche Propheten versprechen das Paradies, die Kavallerie steht mit entsicherten Gewehren bereit. Mit ihrem Sohn reist Susanna ins Dakota-Territorium. Sie will Sitting Bull treffen, um ihn zu warnen. Ein Portrait, das sie von ihm malt, hängt heute im State Museum von North Dakota. Ein tief ergreifendes Abenteuer einer eigenwilligen und mutigen Frau, erzählt mit viel Schönheit und Mitgefühl.

Rezension:

Zu Beginn des Romans erzeugt der schnelle Rhythmus der Ereignisse ein regelrechtes Beben. Adjektive schlängeln sich inflationär um Substantive und bringen diese zum Glühen.

Maria, Susannas Mutter, verabscheut die „Blödigkeit des Herzens“ ihres Mannes und die Enge ihres Lebens und wird von einem unstillbaren Drang angetrieben, dieser Enge zu entkommen. Der Autor beschreibt diesen Zustand des inneren Aufruhrs sehr intensiv. Es ist bedauerlich, dass die Figur der Maria im Laufe der Geschichte an Strahlkraft verliert.

Der Schwung der ersten Seiten opfert sich für den weiteren Verlauf der Geschichte und damit der Botschaft des Autors.

Beim Lesen entsteht bei mir der Eindruck, dass alle literarischen Figuren dieses Romans in einer einzigen literarischen Figur vereint und umgekehrt Merkmale einer einzigen Person auf mehrere literarische Gestalten verteilt wurden. Ein Vergleich mit Dostojewskis „Dämonen“ ist unvermeidlich.

Die Protagonistin Susanna hat Angst, im ewigen Kreislauf der Natur zwischen Geburt und Tod steckenzubleiben. Diese rein philosophische Betrachtung der Bedeutung des Lebens bringt wohl niemand besser auf den Punkt als Hannah Arendt in ihrer „Vita Activa“. „Erst im Handeln ergibt sich die Möglichkeit, Mensch zu werden. Nur wer Mühe und Last des Lebens auf sich nimmt, bleibt lebendig.“

Ich fand das Buch vielschichtig und zum Nachdenken anregend. Abschließend kann ich sagen, dass dieser Roman zur Reflexion des eigenen Seins herausfordert und nicht nur ein Sittengemälde einer vergangenen Epoche ist. Es ist beileibe kein Abenteuerroman, es sei denn, man betrachtet das Leben selbst als ein einziges Abenteuer.

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