„Seelenkalt“ von Eva Geßner

Kriminalhauptkommissarin Franziska Frey wird die Leitung eines Falles übertragen, bei dem ein Steuerberater in seiner Kölner Kanzlei fast zu Tode geprügelt wurde.

Mit einem jungen Team bestehend aus dem Praktikanten Florian, dem weiblichen Computernerd Susanne und Tessa, einer jungen, kessen Frau mit zweijähriger Berufserfahrung nimmt sie die Ermittlungen auf. Auch Tessas Bruder Paul wird als Externer in die Ermittlungsarbeit einbezogen.

Doch richtig Fahrt nimmt der Fall erst auf, als in der Kanzlei des Steuerberaters ein geheimes Zimmer entdeckt wird. Schnell führt die Spur ins Rotlichtmilieu.

In einem zweiten Erzählstrang lernen wir Richard kennen. Er sucht verzweifelt nach seiner Tochter Antonia, die mit 16 Jahren einem Loverboy zum Opfer fiel und seither verschwunden ist.

Wie das Aufblitzen eines Autoscheinwerfers in der Finsternis wird ein dritter Erzählstrang gestreift, der ins Jahr 2019 führt und die Qual einer gefangenen Frau kurz beleuchtet.

Geschickt verknüpft die Autorin die Erzählstränge miteinander und führt hinab in menschliche Abgründe, die Hardcore-Bilder im Kopf produzieren.

Was mit einem wohligen Blick in die Gefilde eines luxuriösen Saunaclubs beginnt, endet mit der hässlichen Visage der Prostitution. Die Frau verdinglicht, benutzt, körperlich und seelisch gebrochen und dann als unbrauchbar entsorgt wie Abfall.

Ausgerechnet eine Novellierung Prostitutionsgesetzes 2017 war die Initialzündung der Autorin zu diesem Thriller.

Die Prostitution sollte aus der rechtlichen Grauzone geholt und zu einem Beruf mit Zugang zum Sozialversicherungssystem gemacht werden. 5 Jahre später erklärte eine Studie des Familienministeriums diesen Weg nicht nur als gescheitert, er hat auch zum einem Anwachsen der Milieukriminalität geführt.

„Deutschland gilt mittlerweile als das „Bordell Europas“. Denn dort, wo es erlaubt ist, Sex zu kaufen, führt das automatisch zu einem Mehr an Freiern“.

Der Thriller besticht mit sauberer und nachvollziehbarer Ermittlungsarbeit. Er kommt mit wenig Twists aus, diese sind aber gut gesetzt. Er bedient keinen billigen Voyeurismus sondern entlarvt die Hintergründe.

Und zum Ende strapaziert die Spannung die Nerven derart, dass man erst auf der letzten Seite merkt, dass man die Luft angehalten hat.

Seelenkalt- passender kann der Name zu diesem Thriller nicht sein. Absolute Leseempfehlung von meiner Seite.

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