„Die meisten Frauen, die Meikel attraktiv fand, hatten, wenn überhaupt, ein anthropologisches Interesse an ihm.“ Seite 66
Vor drei Jahren ist Meikel aus dem nebelumflorten Leben eines Süchtigen ausgestiegen. Da steht Eddi vor seiner Tür. Mit Eddi hat er alles im Selbsttest probiert, was die Drogenszene so hergab und er sollte sich wohl besser von ihm fernhalten.
Doch auch Eddi ist clean und so sitzen sie bei einer Tasse Tee, rauchen Kette und meinen: „Das ist der Tiefpunkt ihres Lebens“ Seite 17
Eddi ist ein Schwätzer, oder irgendetwas zwischen blühender Fantasie und notorischem Lügner. Er lügt aus Langeweile. Süchtige lügen oft aber oft um ihre Fehlschläge zu kaschieren. Sogar eine Frage nach der Uhrzeit wird gewohnheitsmäßig von ihm mit einer Lüge beantwortet. Er log sogar sein Tagebuch an.
Eddi sitzt auf Meikels Couch, weil er von ergebnisorientierten Geldgebern, die ihre Moneten einfach in die Modernisierung von Eddis Haus steckten, kalt überrascht wurde. Per Brief wurde er auf die neue exorbitante Miete hingewiesen und schlussendlich rausgewuchert aus seiner Behausung.
Doch es gäbe eine Rettung. Wenn Eddi einem irren Zahnarzt einen Meteoriten bringt, kann er bleiben. Meikel soll ihn auf diesem Trip begleiten, was laut Eddi kein Ding ist, weil die Dinger in Brandenburg herumliegen wie Sand am Meer.
Als würden die beiden skurrilen Typen nicht reichen, bekommen wir es noch mit Farina, Heinrich und Ilja zu tun. Alle fünf treffen irgendwann in dem ehemaligen und jetzt geisterverseuchten Rave-Club „April“ von Farina zusammen und zum Glück begeht keiner von ihnen Selbstmord.
Sie stellen sich gemeinsam ihren Ängsten und den bekloppten Zahnärzten der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern.
Doch die Angst und die Einsamkeit bleiben. Berlin bleibt, der Mietwucher bleibt und dem Universum sind alle scheißegal!
Zwischendurch kommt immer mal wieder dieser blöde Käfer, wie der schmierige, geniale Bukowski in einer dunkel-depressiven Kellerbar, mit seinem Suff vorbei. Oder Fährmänner, Mitglieder eines Meteoritenvereins und Stand up Paddler. Wie das alles zusammenpasst ist ein großer Lesespass.
Sven Pfitzenmaier schafft es wieder trefflich zu unterhalten. Sein einzigartiger Sprachwitz, seine absurd-komischen Einfälle begeistern. Sein gekonntes Fabulieren findet seinen Ausdruck in einem überbordenden Nonsens, der an die Spielfreude bei einem Freejazzkonzert erinnert. Er hat mich köstlich unterhalten, denn zwischen dem ganzen Tschingderassasa brodelt im Hintergrund immer auch der Ernst des Lebens und die Sinnfrage: „Wie komme ich da durch“?