„Minihorror“ von Barbi Marković

„Ein Wildschwein überrascht Miki beim Spazieren und hackt ihm das Bein ab.“

Seite 163

Die Namen der Protagonisten Mini und Miki erinnern zunächst an die kultigen Disneymäuse aus dem Zeichentrick und damit verbindet der Lesende Wohlfühlmomente, Kindheit und eine gewisse Unschuld.

Doch der Name des Buches „Minihorror“ deutet es bereits an. Hier geht es nicht um putzige Erlebnisse in Mouseton.

Hier wähnt man sich in der Elm Street und wartet sekündlich auf das Eintreffen von Freddy Krueger.

Mal ehrlich, ich hätte lieber Freddy gedatet als Minis Familie zu treffen.

Cousine Jennifer ist weit entfernt davon eine Vegetarierin zu sein, sie nagt lieber andere Familienmitglieder ab.

Der gesamte Rest der Mini-Familie ist auch nicht vorzeigbarer. Statt Kaffee und Kuchen gräbt die Familie ein Loch zur Lebendbestattung der Tochter. Was für ein warmherziger Empfang.

Und das sind nur kleine Häppchen aus dem großen Reich der Alpträume in die uns dieses Buch geleitet.

Alle Geschichten haben eines gemein, ihre Fallhöhe. Eine alltägliche Situation verkehrt sich plötzlich ins absurde Gegenteil.

Die zunächst schlüssige Logik zerspringt wie eine zerborstene Vase auf dem Küchenboden in tausend Splitter und lässt nur einen Befehl zu.

Lauf so schnell Du kannst.

Weshalb wurde gerade dieses Buch des @ auf der Leipziger Buchmesse 2024 mit dem Buchpreis Belletristik ausgezeichnet?

Die Antwort der Jury lautet:

„Rasant, seriell und pop-affin – so ist Barbi Markovićs neues Buch, das man wie im Rausch ohne Unterbrechung an einem Stück lesen will…

Barbi Markovic erzählt (…) von unserer Gegenwart: hinten die Kriegsverbrechen, vorne der Klimawandel, dazwischen die Banalität unseres tagtäglichen Lebens. In „Minihorror“ enttarnt Barbi Marković das Unheimliche jeder noch so harmlosen Situation, den Horror im Alltag, den Grusel vor der eigenen Familie. Dabei wird der Mensch im Spätkapitalismus notgedrungen zur Witzfigur“.

Wer hatte noch nie einen Alptraum? Wer träumte noch nie, ins Bodenlose zu fallen oder einer Situation hilflos ausgeliefert zu sein– die Psychologie empfiehlt hier diese Nachtschatten ans Licht zu ziehen und aufzuschreiben.

Ich habe bei dem Buch den wagen Verdacht Auszüge aus dem Traumtagebuch der Autorin lesen.

Guts Nächtle.

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