„Was, wenn es am Ende so wäre, dass die Liebe gewinnt“.
I need a dollar, dollar, a dollar that’s what I need
Weil alles um mich herum zusammenbricht
Und ich möchte nur, dass mir jemand hilft
Was in aller Welt werde ich morgen tun?
Gibt es jemanden mit einem Dollar, den ich mir leihen kann?
(Textauszug Aloe Blacc)
Obdachlosigkeit ist eine der extremsten Formen der sozialen Ausgrenzung. Das Leben auf der Straße ist ein Rattenrennen wie die Protagonistin Katie es nennt.
„Die Straße kriecht langsam in dich hinein“. Seite 162
Alles muss organisiert werden. Wo bekomme ich Essen, auf welche Toilette kann ich gehen und wo wasche und dusche ich mich. Woher bekomme ich Tampons oder gar einen Job.
Jede Nacht wird zur Herausforderung. Die Straße ist gefährlich. Es wird geklaut, geprügelt und vergewaltigt. Zu all diesen Übeln gesellt sich noch ein Serienkiller der Obdachlosenzelte anzündet.
Angefeuert wird er von einem rechten Mob der nur zu gerne wieder KZ‘s errichten würde.
Das Journalistenehepaar Helen und Richard steht auf der anderen Seite. Dem hippen Portland. Sie leben vegan, gehen in trendy Bioläden, kaufen Vintageklamotten und gönnen sich teuren Wein. Natürlich sind sie demokratisch und auf der richtigen Seite. Zumindest bis eine Obdachlose direkt vor ihrer Nase kampiert. Schon bekommt die political correctness erste Risse.
Die Schriftstellerin Eske Hicken hat im Rahmen einer beruflichen Auszeit bei einer Organisation in Portland gearbeitet, die für die Rechte der Obdachlosen eintritt. Sie hat mit ihnen geredet und gelebt und ihre Erlebnisse in diesem Buch verarbeitet.
Ihr Buch gewährt tiefe Einblicke in das Leben von Menschen am äußersten Rand der Gesellschaft.
Und doch konnten mich die Figuren nicht packen. Fast schon dokumentarischen schildert Hicken das Leben auf der Straße. Dieser distanzierte Erzählstil vermittelt gekonnt die Ausweglosigkeit der Protagonisten, löste Betroffenheit aus doch einen emotionalen Zugang erlangte ich nicht.
Der Schlusssatz erinnert an alte russische Märchen.
„Was, wenn es am Ende so wäre, dass die Liebe gewinnt“.
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