Denn wenn ein Tag komisch wird, zack!, geht’s meistens mit dem komischen schon beim Aufstehen los“.
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Wir befinden uns in der Residenz Zentral einem Alten- und Pflegeheim im brandenburgischen Flachland nahe der polnischen Grenze.
Die Ergotherapeutin Lena hat sich für alle halbwegs fitten Bewohner der Residenz einen Tagesausflug auf einen Reiterhof ausgedacht. Da kommen die Leutchen mal raus und sehen was von der Welt.
Die Idee ist super nur mit der Umsetzung hapert es.
Auf dem Reiterhof angekommen, nehmen die kleinen Zickerein der Heimbewohner so richtig Fahrt auf. Einem ist zu heiß, ein anderer hat Hunger. Pipi und Durst rangieren neben der Frage – Wann geht’s denn richtig los?
Ok, Pipi ist schon erledigt. Ups Windel vergessen, egal.
Die Schrullen der Alten sind mit liebevollem Blick beschrieben. Der Trupp gleicht einer Horde quengelnder Kinder, die es darauf anlegen, ihr Pflegepersonal in den Burnout zu treiben.
Gerade als der betagten Gesellschaft langweilig wird, denn was ist am Pferdeangucken schon wirklich spannend, rauscht der ehemalige Heimleiter Geißler mit zwei Bodygards heran. Beide dick aber nur einer hat eine Waffe. Dafür hat der andere eine Hasenscharte.
Sie verladen den bunten Rollatortrupp fix auf Kremserwagen und ab geht die Lucy. Wer ist Lucy? Sie heißt doch Lena und weiß ebenfalls von Nichts.
Heim und Polizei werden verständigt. Allerdings fällt die Reaktion mau aus. Es könnte der Verdacht aufkommen, dass keiner die Alten vermisst.
Stopp! Einer tut es.
Der Axt oder Zimmermann und jetzige Heimleiter. Er naht zur Rettung seiner Leute.
Dieser grotesk, abgründige Roman macht einen namenlosen Erzähler aus der Bewohnerschar zum stillen Beobachter. Mit oft tiefschwarzem Humor werden die Marotten der Bewohner launig vorgestellt.
Jeder Charakter kommt einem seltsam bekannt vor. Vielleicht aus der eigenen Verwandtschaft?
Ab und an darf sich ein anderer Beobachter als Erzähler beweisen und belustigt mit seiner Sicht der Dinge den Roadtrip der Senioren aufs Beste. Kleine Exkurse heitern zusätzlich auf, treffen aber tief drin auf die Frage nach dem eigenen Lebensabend.
Ein Debütroman der wahrlich entschleunigt.
Bei mir kommt eine Frage auf. Welchen Spleen lege ich mir im Alter zu oder ist er vielleicht schon da?
„Tschau Kakao“, sprach DiMarco und mehr bleibt mir auch nicht zu sagen außer vielleicht: ich habe es gern gelesen.
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