„Nur schöne Menschen haben schöne Gedanken“. Seite 61
Man liegt im Bett, ist müde vom Tag. Die Augen sind schon schwer und man erwartet den Schlaf.
Doch kurz bevor man durch das Tor von Morpheus tritt, schrillt es im Kopf. Nachtgedanken drängen sich nach vorn. Unruhe macht sich breit und der Körper wühlt sich durchs Bett. An Schlaf ist nicht mehr zu denken.
Was, wenn das jede Nacht so ist und damit auch der Tag zur Qual wird? Unserem namenlosen Protagonisten ergeht es so. Er wird vom funktionierenden Menschen zum Patienten und findet sich in San Vita einem luxuriösen Gesundheitsresort in den Südtiroler Bergen wieder.
Seine Frau hat ihn dorthin abgeschoben, da sie keine Verwendung mehr für ihn hatte. Auch im Spassbereich stand er nicht mehr seinen Mann. Also stellt sie einen Scheck aus und lässt das Problem lösen.
Prof. Trinkl soll es richten. Er soll die Fähigkeit besitzen den Menschen tief in die Seele schauen zu können und genau das möchte unser Patient verhindern. Seine Verweigerungshaltung führt zu allerlei fragwürdigen Behandlungsmethoden, die sich ins Groteske steigern und den Abgang unseres Patienten zur Folge haben.
Was tun, wenn alles den Bach runtergeht? Man besinnt sich auf etwas Ursprüngliches.
Die Kindheit ist da ein wunderbarer Aufhänger, wenn man glücklich war und so sucht er den Jugendfreund auf. Der hat dem weltlichen Konsumdenken entsagt und bewirtschaftet als Selbstversorger seinen Hof. Das wäre es doch, etwas tun, was man am Ende des Tages sehen kann.
Unser Patient wähnt sich auf dem richtigen Weg.
Der Roman entfaltet hier einen unglaublichen Sog. Vielerlei Szenarien tauchen vor mir auf, die dann doch wieder zusammenfallen wie ein erkaltetes Soufflés.
Auch wenn unser Mann nun einen festen, bodenständigen Orientierungspunkt erreicht hat, ahnt man schon, dass er sich wohl nicht halten wird, denn auch hier überzeichnet er sich selbst.
Die Befreiung kommt plötzlich und für mich unsittlich oder einfach nur raffiniert bis süffisant. Ich vergönne sie ihm nicht. Aber auch wenn einiges dem „Zauberberg“ entlehnt ist, macht mir dieses Buch ungleich mehr Freude, denn die einfache Sprache und doch enorme Spannung dieses Romans lässt mich begeistert zurück.
Und den „Zauberberg“ habe ich ehrlicherweise irgendwann entnervt hingeschmissen – ich Kulturbarbarin!
„Und manchmal ist die schönste Erinnerung des einen nur die Hölle des anderen“ Seite 128