„Wir haben nie wieder darüber geredet. Worte waschen kein Blut ab“.
Seite 117
Ab 29 v. Chr. arbeitete Vergil bis zu seinem Tod an dem Epos Aeneis. In insgesamt 12 Büchern mit rund 10.000 Versen berichtet er über die Geschichte die zur Gründung des Römischen Reiches führte.
In seinem Buch 4 begegnen sich Aeneas und die Karthagische Königin Elyssa (in Latein auch Dido genannt).
Bei Freund Vergil hört es sich so an:
At regina gravi iamdudum saucia cura
vulnus alit venis et caeco carpitur igni.
Aber die Königin, längst schon wund von quälender Sehnsucht,
Nährt in den Adern den Schmerz und verzehrt in heimlicher Glut sich.
Ohne Latinum ist man da aufgeschmissen 😁.
Kommen wir zurück zur Titelheldin der Geschichte.
Elyssa sagt Euch was oder? Die Dame geht auf keine Kuhhaut. Vielmehr hat sie sich mit selbiger ein großes Stück Land für ihr Karthago abgetrickst.
In jenem Karthago spielt auch der Remix von Irene Vallejo.
Sie schafft es dem mythologisch ungeschulten Leser die Geschichte einer unerfüllten Liebe ans Herz zu legen.
Kurzfassung:
Einer reifen mächtigen Frau wird ein junger Mann an den Strand gespült. Statt ihn sofort gewinnbringend auf dem Sklavenmarkt zu verhökert oder gleich mit dem Schwert zu kitzeln, verguckt sie sich in das hübsche Bürschchen Aeneas.
„Wir haben nie wieder darüber geredet. Worte waschen kein Blut ab. Seite 117
Leider stehen Männer mit vermeintlich besseren Argumenten Schlage um mit der Königin das Ehebett zu teilen.
Ob ihrer Wahl sind sie eingeschnappt und schmieden dunkle Pläne, während Elyssa ihren jugendlichen Liebhaber neu einkleidet und beschenkt.
Aeneas wiederum hat auch Stress mit seinen eigenen Männern.
Nach der Pleite mit Troja und dem Pferdegeschenk, wollen sie ins sonnige Italien.
Eine Ferienreise schwebt den Männern nicht vor, nein, es muss ein neues Reich sein. Natürlich ein Weltreich – kleiner geht es nun mal nicht.
Selbst der gute Eros, hier eher als Eventmanager als als geflügelter Pfeileschiesser unterwegs, vermag dem Orakel nicht Paroli zu bieten und der jugendliche Held entflieht dem gemachten Bett seiner Wohltäterin in Richtung des Landes wo die Zitronen blühen.
Die Autorin Vallejo arbeitet den historischen Text hervorragend auf und zeigt die Stärke und Selbstbestimmung einer Frau, die weit vor unserer Zeitrechnung die Geschicke eines Landes geleitet hat.
Es ist schön, wenn alte Stoffe neu eingekleidet werden.
Schreibe einen Kommentar