„Elternabend“ von Sebastian Fitzek

„ Auf meinem Weg ins jenseits hatte ich mir noch einen letzten Arschtritt verpassen wollen“

Sebastian Fitzek unser Autor für blutige Thriller hat mit seinem Buch „Elternabend“ behauptet, keinen Thriller geschrieben zu haben, obwohl das Thema schon nach Horror klingt.

Und wer auch immer schon an solch einer Veranstaltung teilnehmen musste, kann dies sicher in Teilen bestätigen. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und bedanke mich bei @audible und dem Sprecher #Simonjäger schon mal vorab für die gute Unterhaltung.

Zum Inhalt:

Eine Frau im fetzigen Sportdress biegt mit einem Knüppel in eine Berliner Seitenstraße ein und beginnt auf einen sauteuren SUV einzuprügeln. Nachdem sie schon die Vorderfront erheblich umdesignd hat, fällt ihr auf, dass jemand etwas eingeschüchtert in dem Wagen hockt. 

Bei dem Jemand handelt es sich um den Berliner Kleinganoven Sascha Nebel, der die Protzkarre gerade klauen wollte. Durch die aggressive Weltenretterin aber an diesem Vorhaben gehindert wird.

Mangels eines Namens nennt Sascha die aufgebrachte Dame Wilma, in Anlehnung an Fred Freuersteins Frau und den Knüppel den diese trägt und versucht sich in Sicherheit zu bringen.

Dabei fällt ihm auf, dass hinter dem Auto ein Trupp kleberverschmierter Aktivisten anrückt und von vor die Polizei naht.

Unser Ganove sitzt fest und hat von der Polizei, aufgrund einiger Vorstrafen, mehr zu  befürchten als vor den Klimajüngern. 

Aber auch Wilma möchte nicht so gern mit den Ordnungshütern Kontakt aufnehmen. Deshalb entschließen sich beide zur Fluch. Wilma oder wie sie richtig heißt Christine mit Knüppel und Tasche und Sascha mit Hortensie und Gürtel. Die Erklärung soll noch folgen.

Weshalb Wilma den SUV Richtung Schrottpresse geprügelt hat wird bald klar, denn der Ehemann war untreu und die verlassene Frau wollte sich an seinem zweitbesten Stück rechnen.

Sascha hingegen hatte den Auftrag das Auto zu klauen. Dieser Auftrag kam von einem Tschetschenen namens Grozny, der alles ist, nur kein Tschetsche. Dafür hat er unter diesen Freunde, die sich liebend gern um die Hipsterkarre gekümmert hätten.

Also Flucht. Sascha stürzt Wilma in einen Reisebus nach, der noch auf letzte  Ankömmlinge wartet und in der Nähe parkt. Die Bustür schließt sich und das Abenteuer geht in die Vollen. 

So erfahren unsere Flüchtliche, dass sie die Smolkes sind, die noch nie auf einem Elternabend waren und ihr Kind Hector wohl einige Probleme in und außerhalb des Klassenverbandes verursacht hat.

Im Bus herrscht eine eigenartige etwas angespannte Stimmung. 

Einige der anderen Eltern scheinen ein größeres Aggressionsproblem gegenüber den reichen Dünkel-Smolkes zu hegen. Dabei ist Hector, der Klasseneinser und Papi kann mehr Druck verteilen als eine Horde Alt-Lateiner an einem Jungengymnasium Anfangs des 19. Jahrhunderts.

Der Bus fährt an und die ganze Truppe auf eine Insel auf dem Wannsee. Hier soll gemeinsam mit den Sprösslingen der schulische Austausch stattfinden. Sascha kann es kaum glauben. Wo ist er hier wieder hingeraten?

Erst einmal finden sich die Eltern nebst Lehrerin der 5b in einem Mehrzwecksaal zusammen, der mit puppigen Möbeln für Menschlein deutlich unter 130 cm aufgestattet ist und sofort den nächsten Chiropraktiker auf den Plan rufen müsste.

Der  Lehrerin ist zur Begrüssungsrunde nicht viel mehr eingefallen als ich tanze meinen Namen. Die gute alte Nummer floppt nach Schnappi dem kleinen Krokodil und einer Einlage von Mickey Krause. 

Trotz des müden Kalauers nimmt der Elternabend Tempo auf. 

Außer tausender Mücken befinden sich dunkle Ferienlagerbaracken an einem Kiesweg. Spinnenumhangene Lampen funzeln vor sich hin und in einer Infobox hängt ein mit toten Fliegen umsäumter Lageplan.

Alles ist etwas angemieft, einfach zusammengezimmert und ich stelle mir schon die feuchtkalte Bettwäsche und das Knarren der Lattenroste vor.

Doch vorher soll es mit den lieben Kleinen eine Nachtwanderung geben. Die Eltern stülpen sie Gespenstertücher über und marschieren wie anmutige Kukluxklan-Mitglieder durch den Wald um die Sprösslinge zu erschrecken.

Doch einer fehlt, Hector. Und nun ist es an Sascha, Decknamen Smolke einzugreifen und diesen zu finden, zumal besagter Hector ja sein Sohn sein soll.

Die Geschichte, die uns Sebastian Fitzek hier serviert, weiß zu unterhalten und eine Vielzahl der Wortwitzraketen zünden auch. Manche Dinge sind ohne zu Spoilern schwer aufzudecken. Da wäre als erstes das Outfit unserer Wilma/Christine, diese Tschetschenensache hätte es wohl auch nicht gebraucht und der trottelige Polizist war zwar unterhaltsam in seiner Einfachheit, aber deutlich drüber und wurde am Ende einfach fallengelasssen.

Gut fand ich, dass hier ein ernstes, herzzerreißendes Thema in eine eher launige Geschichte eingebunden wurde aber den notwendigen Raum und Respekt erhielt. 

Mich hat er überrascht, dieser Fitzek und auch wenn ich das Ende schon erahnte, empfehle ich dieses kurzweilige Lesevergnügen. 

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