»Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik«
Die Staatssicherheit der DDR und ihre Machenschaften gehören zum dunkelsten Kapitel der Geschichte der DDR.
Der Autor Stefan Piasecki zeigt uns in seinem Roman „Die Sterne der Welt“ jedoch nicht die Opfer, sondern er entführt uns in die Gedankenwelt der Täter des Geheimdienstes der DDR.
Zeitlich ist sein Roman in den frühen Achtzigern angesiedelt. Wir befinden uns also mitten im Kalten Krieg.
Die Agentin Linn mit dem Decknamen „Bassi“ ist Physikerin. Sie soll ein Raketenprojekt in einer Münchner Technologiefirma ausspionieren und wurde dort als Mitarbeiterin eingeschleust.
Dazu musste sie nicht nur eine neue Identität annehmen. Auch ihr Privatleben erfährt dadurch große Einschränkungen. Ihre kleine Tochter sieht sie kaum, ihre Ehe ging in die Brüche, und austauschen darf sie sich nur mit ihren Führungsoffizieren.
Piasecki entführte mich in eine Schattenwelt jenseits meiner eigenen Erfahrungen in der DDR. Ich bin einfach nur fassungslos, wozu das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der Lage war. Scheinbar mühelose Grenzübertritte sind an der Tagesordnung. Aber auch Waffenhandel, Geldschleusungen, Devisenbeschaffungen durch den Verkauf von Volkseigentum und Technologieklau gehörten zum Portfolio des MfS. Sicher habe ich im Laufe der Zeit einiges darüber gelesen, aber dieser Roman zeigt mit welcher allumfassenden Komplexität das MfS agierte.
Und dann immer diese DDR-Propaganda aus dem Mund der Protagonistin Linn. Ich höre förmlich Honecker reden. Ihr teils naiver Glaube, dass sie Friedensarbeit leistet, wird ad absurdum geführt. Auch sie ist nur ein Spielball des MfS.
Der Roman von Piasecki ist keine leichte Kost. Der Autor hat unglaubliche Recherchearbeit geleistet und bebildert seinen Roman mit Originaldokumenten dieser Zeit. Das lässt die Gänsehaut bei mir weiter wachsen.
Leider geht diese enorme Faktenfülle ein wenig zulasten des Leseflusses. Der Autor spannt hier einen riesigen Themenbogen und demaskiert dokumentarisch und schonungslos das wahre Gesicht der Geheimdienste.
Am besten fasst es die Romanfigur Mwaku in Worte. Er glaubt nur an die Vorteilsnahme beider Systeme und nicht daran, dass sie seinem Volk die Unabhängigkeit bringen.
Große Leseempfehlung für alle, die tiefer in die Materie einsteigen oder sich einen umfassenderen Eindruck verschaffen wollen.
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