„Blau blühende Ranken klettern an den bröckligen Mauern hoch und ersticken sie in Schönheit.“
Klappentext:
Eine Frau zwischen Liebhaber und Familie Elle Bishop, 50, glücklich verheiratet, steht vor einer großen Entscheidung: Bleibt sie bei ihrem Ehemann oder verlässt sie ihn und ihre Familie für ihren Jugendfreund, mit dem sie eine unvergessliche Nacht verbracht hat. Sie hat nur einen Tag Zeit, um herauszufinden, wer sie im Leben sein will und mit wem sie es verbringen möchte. Im Papierpalast, dem Sommerhaus der Familie, steht sie vor der Frage, welche Art des Glücks sie wählen wird. Ein großer Roman über die Sommer unseres Lebens – und darüber, was es heute bedeutet, eine Frau zu sein.
Das Einlesen in die Geschichte fällt trotz der verschiedenen Zeitebenen leicht. Mühevoller ist die Zuordnung der Namen der einzelnen Protagonisten aus diesen Zeitabschnitten.
In den Rückblenden erleben wir die Familiengeschichte von drei Generationen, ihren wechselvollen Schicksalen, Brüchen, Schuld und Unschuld. Es ist ein Kaleidoskop von allem was das Leben aufzubieten hat.
Neben diesen Ebenen wird minutiös ein Tag im Leben der 50-jährigen Elle erzählt. Es ist der Tag der ihrer Entscheidung.
Der Papierpalast ist das Sommerhaus der Familie von Elle in Black Woods. Erbaut vom Großvater aus minderwertigem Baumaterial an dem sich in den Wintermonaten die Kleintiere des Waldes schadlos halten. Aber jeden Sommer erwacht es neu, wird es zu Heimat seiner Familie.
Dieser Palast aus Papier ist für mich ein Gleichnis.
Wir bauen uns unseren Lebenspalast auf Fundamenten, die durchdrungen sind von unseren Kindheitserfahrungen wie Ängsten, Scham und Verletzung. Aber auch von sorglosem Glück, Urvertrauen und jugendlicher Selbstüberschätzung.
Was, wenn dann der Wind des Lebens heftiger weht? Hält das Fundament oder bröckeln dann bereits die Mauern und unser Lebenspalast stürzt ein wie ein Kartenhaus?
Die Autorin beschreibt poetisch dicht eine Idylle, die wohl jeder gern als Rückzugsort hätte. Die Figuren sind gut gezeichnet. Ihre Stärken und Schwächen erschweren eine unvoreingenomme Parteinahme des Lesers. Aber das macht dieses Buch aus. Wer von uns hat schon einen geraden Weg hingelegt?
Klare Leseempfehlung von mir.