„Das Kalendermädchen“ von Sebastian Fitzek

„Einen Kalender, der nicht mit Schokolade, Lebkuchen oder Gummibärchen, sondern mit Dunkelheit, Angst und Schmerzen gefüllt gewesen war.“ Seite 170

Mit Adventskalendern habe ich bisher immer positive Gefühle verbunden. Das änderte sich jetzt nach dem aktuellen Psychothriller von Sebastian Fitzek.

„Das Kalendermädchen“ Valentina wird in ihrer Jugend Opfer einer fanatisch-gläubigen Schulleiterin, die sie und ihren Freund Ole zur Teilnahme an einem Adventskalender des Grauens zwingt.

Hinter jeder Tür verbirgt sich eine Aufgabe, die mit Angst und Schmerz verbunden ist und Auswirkungen auf das gesamte weitere Leben von Valentina und Ole haben wird.

Jahre später sucht eine verzweifelte Mutter nach der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtochter Alma. Alma ist an Leukämie erkrankt und benötigt dringend eine Knochenmarksende. Im Rahmen ihrer Suche begegnet die Mutter Olivia der Legende vom Kalendermädchen und verfolgt diese Spur.

Da ist er wieder, der uns bekannte Fitzek. Wie zu besten Zeiten, zwischendurch fand ich seine Bücher eher wenig gelungen, hält er wieder alle Bälle in der Luft und jongliert wild damit herum.

Der Autor schleicht sich leise an die Lesenden an, erschreckt sie bis ins Mark, leuchtet in alle dunklen Ecken und scheucht dann alle mit einem Cliffhänger auf die nächsten Seiten. 

Nicht nur das Ende verblüfft. Auch im Laufe des Thrillers gibt es Wendungen, mit denen man einfach nicht gerechnet hat.

Der Thriller hat Speed und der Spannungsbogen ist immer bis zum äußersten gespannt.

Nach der Auflösung hat man wie immer das Gefühl, die Geschichte erst einmal sortieren zu müssen. Was verdammt war das?

Ein Faktencheck muss her. 

Da haben wir die streng gläubige Internatsleiterin Stella, die Valentina aufgrund einer sündigen Verfehlung Buße tun lässt und das auf grausame Art und Weise.

Dabei schreckt sie vor Lug, Betrug und ggf. Mord selbst nicht zurück. Was ihrem Glauben zuwiderläuft, denn die Bibel missbilligt ihr Tun und lässt sie damit unglaubwürdig erscheinen. Was ja bei Kirchens leider keine Ausnahme ist.

„Sechs Dinge hasst der Herr, sieben sind ihm ein Gräuel: […] eine lügende Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen, ein Herz, das böse Pläne schmiedet […] und ein falscher Zeuge, der Lügen ausspricht.“

Oder auch im 3. Buch Mose 19,11:

„Ihr sollt nicht stehlen, nicht lügen und einander nicht betrügen.“

Der Thriller wandert zwischen mehreren Zeitebenen und Personen hin und her. Mal schildern Olivia und Julien ihre Geschichte im Jetzt. Dann geht es 21 Jahre zurück in die Vergangenheit von Valentina und Ole, um dann 11 Jahre später erneut anzusetzen. Wobei das Motiv mir hier etwas zu fadenscheinig war.

Zahlreiche mysteriöse Cliffhänger erzeugen Spannung. Leider ist die Formulierung oft identisch, denn wahlweise bricht die Hölle los oder das Chaos aus.

Sprachlich geht da durchaus mehr.

Die vielen psychologischen Themen sind gut recherchiert. Irgendwie tickt keiner der Protagonisten wirklich normal. Was für ein freakiges, personelles Aufgebot.

Die Settings des Internats und des Hauses Waldpfad sind gut gewählt. Auch die Idee mit dem Brauchtum fand ich erfrischend neu. 

Das Cover der Sonderedition ist übrigens sehr cool. Ich habe das Fenster erst einmal nicht freigewischt. 

Bei dem Aufwand mit Wischtechnik und Farbschnitt hätte ich mir noch ein Lesebändchen gewünscht aber man kann wohl nicht alles haben.

Fazit: Alles in allem ein Pageturner mit vielen Gänsehautmomenten.

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