A penny for your thoughts. S.40
Ein Anruf um zwei Uhr nachts – der Stunde der Unheilsbotschaften, der Umbrüche und der unausweichlichen Rückkehr ins persönliche Epizentrum. So beginnt „Das Haus der Goldmanns“ von Claudia Kaufmann.
Was der Auftakt noch nicht verrät: Hier wird eine Familiengeschichte über drei Generationen aufgerollt – sie beginnt mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und reicht bis in unsere Gegenwart.
Im Zentrum des Romans stehen die Lebenswege der Großmutter Elisabeth, ihrer Tochter Margit und deren Tochter Britta. Lebenslinien zwischen Pflicht und Liebe in der Unschärfe zwischen Schuld, Scham, Herkunft und Verdrängung.
Die große Stärke des Romans liegt in seiner Struktur. Drei Generationen, mehrere Zeitebenen, ein zentraler Ort – das alles wird geschickt miteinander verknüpft. Die Villa wird zum Symbol für das deutsche 20. Jahrhundert: ein Ort des Wohlstands, der Vertreibung, der Verdrängung und schließlich der Pflegebedürftigkeit. Dass Leser*innen manche Wendung erahnen, mag literarisch als Schwäche gelten – inhaltlich jedoch ist es Ausdruck einer Geschichte, die sich zu oft wiederholt.
Fazit:
Der Roman erzählt davon, wie Geschichte nicht vergeht, sondern weiterwirkt – in Häusern, Körpern, Erinnerungen. Ein Beitrag gegen das Vergessen, mit kleinen Schwächen, aber großem Anliegen.
Die Schwächen des Romans liegen vor allem im konventionellen zu braven Schreibstil, einigen Längen, die das Erzähltempo abflachen und der mangelnden Spannung durch die zu vorhersehbare Handlung.
Jedoch erzählt die Autorin eindringlich davon, wie sich ideologische Gewalt in die privatesten Räume einschreibt. Ein insgesamt gelungener Beitrag gegen das Vergessen.