„Violeta“ von Isabel Allende

„Violeta“ von Isabel Allende

„abwegig, aber als ich ihn da so verschreckt vor mit sitzen sah, ohne Halt in den Stromschnellen seiner ersten Liebe, brachte ich es nicht übers Herz, ihn rundheraus abzuweisen.“

Violetta – Ein Leben zwischen zwei Pandemien.

Der Briefroman von Isabel Allende erscheint zum achtzigsten Geburtstag der Autorin und handelt vom Schicksal einer Frau in Zeiten großer politischer Umstürze in einem lateinamerikanischen Land. Der Ort ist fiktional gewählt und könnte in Chile oder Peru spielen.

Verbunden mit den geschichtlichen Ereignissen erzählt der teils autobiografische Roman von den Erfahrungen Violeta’s im Wandel des 20. Jahrhunderts.
Kleine Anekdoten lockern ihre Lebensgeschichte auf und machen die einzelnen Figuren nahbarer.

Gegliedert ist das Buch in 4 Zeitabschnitte, die jeweils fast 20 Jahre des Lebens der Protagonistin umfassen.

Adressiert sind die Lebenserinnerungen der Violeta an ihren Enkel Camilo. Sie bezeichnet diesen als die größte Liebe ihres Lebens. Eine bedingungslose Liebe war dies dennoch nicht. Sie versuchte fast zeitlebens ihren Einfluss auf ihn wahrzunehmen, dem er sich gründlich entzog. Diese latente Unzufriedenheit strahlt aus ihren Briefen bis sie zuletzt einer altersmilden Distanz weicht.

Violetas Leben ist reich an Brüchen. Aus dem verwöhnten reichen Mädchen wird ein wissbegieriger, ambitionierter Teenager. Als junge Frau kann sie die Eroberung der Welt nicht erwarten. Die Aussucht aller Frauen auf eine gute Heirat ist für sie nur eine Option am Rande. Sie will schon früh mitgestalten, autark sein. Ein langweiliges angepasstes Leben an der Seite eines Ehemannes führen.

Wünsche haben allerdings manchmal die Eigenschaft in Erfüllung zu gehen. Und so verliert sie sich fast in einer großen Leidenschaft. Kostet diese bis zur Neige aus, trinkt das Gift der Selbstaufgabe und lässt sich vom sexuellen Hunger in Geiselhaft nehmen.

Verursacht werden die Brüche im Leben der Violeta auch von der Weltpolitik und den jeweils herrschenden politischen Systemen in ihrem Land.

Sie kommt in einem Rudel Jungen zur Welt und wird als einziges Mädchen sehr verwöhnt. Die Familie ist stark in dem tradierte Rollenverhalten Anfang des 20. Jahrhunderts verhaftet. Mit der Weltwirtschaftskrise verarmt die Familie und muss in die „Verbannung“. Diese so empfundene Verbannung ins einfache Leben mitten unter indigenen Bevölkerung soll sich noch als Glücksfall erweisen.

„Auf der Reise durchs Leben legt man lange gleichförmige Strecken zurück, Schritt für Schritt, Tag für Tag, ohne dass etwas Aufsehenerregendes geschieht, aber die Erinnerung besteht aus den unerwarteten Ereignissen, die den Kurs prägen.“

So beschreibt Allende grandios Violetas erste Ehe. Zum Glück folgt dieser Agonie eine neue Leidenschaft, die ihr die Grenzen ihres Selbst aufzeigt, sie verzehrt und Entscheidungen von ihr fordert.
Die politische Entwicklung ihres Landes beeinflusst sie bis dahin wenig. Sie erwirbt ein beträchtliches Vermögen und richtet sich gut darin ein.

Bei einem Putsch kommt und die Militärjunta an die Macht. Nun bestimmen Gewalt, Verschleppung und Hinrichtungen das Tagesgeschehen. Sie wird persönlich davon betroffen, was unweigerlich zu einem weiteren BRUCH in ihrem Leben führt.

Persönliche Erfahrungen und haben ihr schon früh die Unterdrückung der Frauen vor Augen geführt. Nun greift sie aktiv ein. Sie gründet eine Stiftung und hilft Frauenorganisationen und Frauenhäusern die sich um gepeinigte Frauen kümmern.

Am Ende ihres langen Lebens resümiert sie:
„Alt zu sein ist etwas anderes, als eine Greisin zu sein“.

Ein Roman, der mir manchmal zu plakativ war. Bevölkert mit Gutmenschen und einer ruhelosen Protagonistin die mir viel Verständnis abverlangt hat.

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