„Das Grab ist der einzige Grundbesitz, den die meisten im Leben haben.“
Ayanna Lloyd Banwo hat ihren Debütroman „Als wir Vögel waren“ vorgelegt. Auf dem bunten Cover finden zwei Liebende zwischen prächtigen Blumen zueinander.
Die Handlung spielt in der Karibik und so hat man das Gefühl, Steel Drums zu hören, wenn man das Buch zur Hand nimmt.
Die Protagonistin Yejide sitzt im Schaukelstuhl auf dem Schoß ihrer Großmutter, die Pfeife rauchend Geschichten erzählt. Geschichten vom Menschen und der Natur, von Narben und Tod und den Rabenvögel, die als Vergeltung für den Krieg zwischen Mensch und Natur als Totenvögel die Stadt bevölkern und sich von Aas ernähren.
Yejide wächst mit diesen Geschichten auf. Sie lebt auf dem Berg Marie Morne in einem Haus, dass sich mit jeder neuen Generation evolutionär entwickelt.
Aberglaube und der Umgang mit Geistern sind in Trinidad tief in der lokalen Kultur verwurzelt. In diesem Roman wird ihnen Raum gegeben. Der Sturm fegt die weibliche Vorfahrinnen von Yejide aus dem irdischen Leben, lässt sie als Geister aufleben und ihre Nachgeborenen in einem Nightmare heimsuchen. Ein Matriarchat errichtend in dem Männern und Kindern nur eine Nebenrolle zugewiesen wird.
Darwin ist ein Rastafari und unser zweiter Protagonist. Die Not treibt ihn in die Stadt und zwingt ihn in den Beruf des Totengräbers, obwohl dies seinem Glauben zutiefst zuwiderläuft. Mit dem Tod umzugehen gehört nicht in seine Religion. Darwin rasiert sich den Schädel, die Dreads fallen und mit ihnen deren Schutz, seine Wurzeln, seine Religion. Er legt sie ab, behält eine Wunde, die blutig und eiternd seine Seele beschwert.
Im Laufe des Romans entlud sich über mir ein Zyklon aus Sprachbildern. Wirklichkeit und Traum verschwimmen. Rituale werden gesprochen und Ahninnen stehen wie in einem Alp auf. Alles Vogelfrauen, die den Staffelstab übergeben an ihre Nächste.
So sturmumtost finden sich die Liebenden Yejide und Darwin ein erstes Mal.
Leider war dies für mich der schönste Moment dieser schicksalhaften Liebesgeschichte. Aber hört man der Autorin zu, dann sind Geistergeschichten immer auch mystische Liebesgeschichten.
In Trinidad war das Buch ein Erfolg. Für mich zu wenig Liebe und zu viel schmückender Hokuspokus in dem sich aber einige Lese-Diamanten finden lassen.