„Körper aus Licht“ von Jennifer Down

„Ich wusste nicht mehr, wie ich sein sollte. Ich wusste nicht, wie ich jemand sein sollte.“ Seite 329

Jennifer Downs Roman Körper aus Licht ist eine ergreifende Coming-of-Age-Geschichte, die sich mit den dunklen Seiten des Lebens auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht Maggie, eine junge Frau, deren Leben von Verlust, Vernachlässigung und Gewalt geprägt ist. Bereits mit zwei Jahren verliert sie ihre Mutter, der drogensüchtige Vater kommt ins Gefängnis, und so beginnt für sie eine jahrelange Odyssee durch das australische Fürsorgesystem. Pflegefamilien, Heime, Missbrauch, Drogen – Maggie erlebt eine Kindheit, die kaum als solche bezeichnet werden kann.

Doch zwischen all den schmerzhaften Erfahrungen gibt es auch kurze Momente der Wärme. Menschen, die es gut mit ihr meinen, bieten ihr eine vorübergehende Zuflucht. Doch Maggie kann nirgends wirklich ankommen, immer wieder wird ihr der Halt genommen – durch äußere Umstände oder durch ihre eigene Unfähigkeit, Nähe zuzulassen.

Als Erwachsene versucht sie schließlich, sich aus ihrer Vergangenheit zu befreien, indem sie eine neue Identität annimmt und nach Amerika flieht. Doch die Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht einfach abschütteln. Erst als sie sich mithilfe eines ehemaligen Weggefährten ihren Dämonen stellt, findet sie so etwas wie Frieden.

Jennifer Down erzählt diese Geschichte mit schonungsloser Präzision. Die Sprache ist oft brutal, direkt, geprägt von der rauen Realität, die Maggie erlebt. Dabei nutzt die Autorin zwei Zeitebenen: Die 40-jährige Maggie blickt auf ihr Leben zurück. Trotz der Traumatisierung verfügt sie über einen starken Überlebenswillen, der sie auf der Suche nach einem Platz in der Welt über Wasser hält.

Körper aus Licht ist kein leichtes Buch. Es verlangt von seinen Leserinnen und Lesern viel – Empathie, Ausdauer und die Bereitschaft, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Doch es belohnt auch: mit einem tiefgründigen, ehrlichen Einblick in eine zerrissene Seele und der leisen Hoffnung, dass Heilung, wenn schon nicht Vergessen, möglich ist.

Ein beeindruckender, schmerzhafter und bewegender Roman, den ich trotz – oder gerade wegen – seiner Härte uneingeschränkt empfehle.

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