„Du siehst aus, als hättest du dich mit dem Leben persönlich geprügelt“ Seite 74
Was für ein kleiner, feiner Roman, den uns Lucy Fricke mit „Das Fest“ beschert hat.
Jakob wird fünfzig und will diesen Geburtstag nicht feiern.
Er will keine Ziele mehr sondern einfach nur seine Ruhe. Sein 50. ist für ihn ein Abgrund, der ihm sein mittelmäßiges Leben ohne Fußabdruck für künftige Generationen vor Augen führt. Ein Abgrund in den er notfalls springen könnte um darin zu versinken oder alternativ mit 50 Kerzen seine Wohnung abfackeln.
Doch Ellen seine langjährige Freundin, Geliebte oder Ex, nie aber wirkliche Lebensgefährtin besucht ihn trotzdem.
„Wir hatten, könnte man sagen, über drei Jahrzehnte Zeit gehabt, uns zu verpassen.“ Seite 10
Neben Champagner und Luftschlangen hat sie auch ein Geschenk in Form einer Badehose für ihn dabei und so lockt sie den tief in seiner Midlifecrisis angekommen Jakob hinaus ins Schwimmbad.
Was nun passiert ist eine Art Reigen durch die Lebensjahre des Jakob. Eine Erinnerung greift in eine andere. Ein Mensch nimmt einen anderen an die Hand und alle zusammen nehmen Jakob mit auf eine Reise durch die Zeit, seine Zeit.
Es ist ein wenig wie das Auftauchen der drei Geister der Weihnacht in Charles Dickens Weihnachtsgeschichte.
Haben wir hier die Läuterung eines modernen Scrooge vor uns?
Vielleicht? Auf jeden Fall haben wir ein überraschend gutes und warmherziges Buch, das sich in einem Rutsch liest.
Ellen, ist die Puppenspielerin, sie zieht die Fäden und hat alles organisiert. Aus Jakobs Satzschnipseln seiner Vergangenheit organisiert sie für ihn ein sehr besonderes Fest.
Was für ein Buch du meine Güte.
Es ist eine Hommage an unser Leben und die Liebe, an alle Wege, die wir gegangen sind oder nicht gegangen sind.
An das, was in unserem Gesicht steht. An all unsere Lebensbegleiter, die Menschen, die wir geformt haben und die uns geformt haben.
An Menschen die und bereichert haben, mit denen wir unterlegen teilten, die und verließen oder von uns verlassen wurden.
Ein Leseschatz der die eigene Seele zum Klingen bringt .