„Der Administrator von Eden“ von Marc Taler

„Hunger ist eine starke Waffe. Hunger kann ähnlich starke Kräfte freisetzen wie der Glaube. Deshalb sollte eine Gesellschaft von Menschen sich immer davor hüten Hunger entstehen zu lassen“. Seite 143

Mit Erreichen des fünfzehnten Lebensjahres müssen die Kinder von Eden ihre schützende Kuppel verlassen und hinausziehen in eine feindliche Welt.

Es ist ein Initiationsritus bei dem die Gefahr besteht nicht lebend zurückzukehren, denn dort Draußen im Nebel ist das Reich der Kriecher.

Kriecher sind menschenfressende Monster mit langen Krallen und orangen kleinen Augen, die sich wolfsgleich anschleichen und alles zerfetzen was ihnen vors Maul kommt.

Weshalb der allwissende Administrator seine Landeskinder dieser Gefahr aussetzt wird mit Dankbarkeit begründet. Erst wenn man die schützende Kuppel zu würdigen weiß, weil man die Außenwelt gesehen hat, ist man würdig dort zu leben.

Mera überlebt den Auszug und erhält die Chance einer Ausbildung als Priesterin.

Bei ihrer Weihe wird sie vom Administrator für den inneren Ring auserwählt, was einen Klassenaufstieg bedeutet. Sie erlebt kulinarische Genüsse, ihr Leben wird angenehm und sie staunt über die Fülle, die hier herrscht.

Aber alles hat seinen Preis und so bedeutet ihr Aufstieg die Trennung von ihrer Familie.

„Niemand geht jemals zurück. Man bleibt in seinem Ring, oder man geht nach draußen nach ganz draußen …“ Seite 96 (in den sicheren Tod)

Sie erhält den Namen Admera.

Um sexuelle Gelüste zu unterdrücken und die Novizinnen besser kontrollieren zu können, wird ihnen täglich eine Dosis Mana gegeben. Dieses Opiat versetzt alle in einen phlegmatischen Zustand, der sie ihre Freiheit vergessen lässt. Doch Admera will hinter das Geheimnis um das Verschwinden ihres Bruders Nohan kommen.

Der Autor Mark Taler erbaut hier eine heile, düstere Welt, die nur auf den ersten Blick geordnet erscheint. Der Administrator als Heilsbringer ist Repräsentant eines perfektes Systems, dass sich hinter starren Regeln versteckt.

⁃ Menschen brauchen Schutz, Nahrung, Gemeinschaft. Sind diese Grundbedürfnisse erfüllt, muss noch ein starker Glauben her und schon lässt sich das Volk leichter kontrollieren. Fortschritt ist nicht erwünscht. Der derzeitige Zustand muss unter allen Umständen konserviert werden.

Natürlich kommen Fragen auf. Wie wird mit dem Bevölkerungswachstum umgegangen?Woher kommen die Ressourcen zum Leben kommen und sind sie endlich? Was passiert mit Regelbrechern in dieser ach so schönen Welt?

Die Antwort auf diese Fragen erfährt der Leser nach und nach. Mark Talers dargestellte Welt von Eden ist glaubwürdig und detailliert ausgearbeitet. Die Regeln und Gesetze dieser Kuppelwelt sind so konsistent, dass der Leser in die Geschichte eintauchen kann.

Alle Charaktere des Buches sind vielschichtig und gut entwickelt. Vor allem Mera und Adteran wachsen einem schnell ans Herz. Durch Twists und unvorhersehbare Ereignisse durchlebt man Ihre Emotionen und Konflikte.

Taler gelingt eine packende und gut konstruierte Handlung mit einem nicht nachlassenden Spannungsbogen.

Ich wünsche dem Buch viel Erfolg und kann es allen Fans von Dystopien oder Fiction nur ans Herz legen. Es kann mit Aldous Huxleys „Brave New World“ durchaus mithalten.

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