„Wahrheiten“ von N.H. Weber

„Sie fühlte sich so antipippilangstrumpfisch, wie man nur sein konnte“.

Die Autorin N.H. Weber legt ihren Debütroman „Wahrheiten“ vor.

Ludmilla Nelsson, die Protagonistin des Romans, hat ihren Vater und ihren kleinen Bruder Hans verloren. Der Vater starb an Krebs, als sie 10 Jahre alt war, und der Bruder verschwand einfach so aus ihrem Leben. Die Mutter von Ludmilla, Rifkah, hat diese Verluste nicht verkraftet und ist zur Trinkerin geworden.

Dies zwang Ludmilla zu einem Leben mit festgesteckten Grenzen. Jeden Freitag kümmert sie sich um die Mutter, da diese sich an diesem Tag besinnungslos betrinkt. Sonntags essen sie gemeinsam.

Und jeden Mittwoch besucht sie das Grab ihres Vaters.

Da fällt plötzlich ein junger Mann aus dem Baum über dem Grab. Er schlägt sich den Schädel am Grabstein an und verliert dabei sein Bewusstsein und Gedächtnis. Handelt es sich bei dem Verunfallten um Ludmillas zurückgekehrten Bruder Hans?

Auf dem Cover sehen wir zwei Frauen, die sich ein Bild von einem See ansehen, auf den das schimmernde Licht des Vollmondes fällt.

Der Mondschein – Clair de Lune, dieses reine, unschuldige Weiß, das auf dem dunklen Wasser zu schweben scheint, sich mit ihm verbindet und schwerelos wogt, das symbiotisch mit ihm verkettet ist, untrennbar mit der Dunkelheit verbunden.

So lässt sich der Roman von N.H. Weber auch beschreiben. Trotz der vordergründigen Geschichte sind die psychologischen Hintergründe komplex.

Wie bei Debussys gleichnamigem Klavierstück ist auch bei Weber die Komposition dieses Romans eine multidimensionale Mischung aus Leichtigkeit und Schwere, Traurigkeit und Schönheit, aus Fiktion und Realität.

Wunderbar, wie die Autorin die tiefsitzende Trauer, die Ludmillas „ICH“ blockiert, beschreibt.

Was passiert, wenn sich die Phantasie in die Wirklichkeit einschleicht?

Wer Murakamis einzigartige, fiktive Romane mag, wird auch die surrealen Elemente im Roman von Frau Weber mögen.

Allerdings muss man sich erst durch eine harte Schale arbeiten, bis man die Perle aus dem anfänglichen Sprachgestrüpp befreit. Im weiteren Verlauf kann der Roman sein Potential voll entfalten. Hier wird mit einem Schatz des „Magischen Realismus“ belohnt, wer die Flinte nicht zu schnell ins Korn geworfen hat.

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