„Er sagte nichts Böses, nur allgemeine Sachen über liebende Frauen und was sie so machen.“
Seite 33
Ich erwarte aufgrund des Covers und des Buchtitels „Paare“ einen Liebesroman.
Allerdings verbargen die Buchdeckel gereimte Sätze. Eine Mixtur aus Lyrik und Prosa, die entfernt an ein Heldenepos der griechische Antike erinnert.
Jeder Satz der in lyrisch übereinandergestapelten Versform agiert seltsam eigenständig. Immer suche ich nach einem doppelten Boden. Einer Botschaft in der Botschaft, so wie bei diesen kleinen Püppchen, bei der eines im Bauch des anderen sitzt.
Muss dieser Satz ergründet werden, erspürt oder erschließt er sich von selbst?
Ich stelle mich der Herausforderung, weil mich manche Sätze ergreifen und Erinnerungsschwaden an die Oberfläche locken wollen.
Ich stopple über Reime, wie über ein abgeerntetes Kartoffelfeld, finde eine Knolle und halte sie mühsam. Endlich auf Seite 22 erreiche ich festen Prosa-Boden.
Es geht um das alte Lied.
Das Gras ist auf der anderen Seite immer viel grüner.
Die Protagonistin schaut auf dieses frische Grün und entdeckt darin ihren Traum, ein Abenteuer und sicher auch Wollust.
Sie beichtet dem Freund, dass sie eine Frau kennengelernt hat. Sie wollen es im Dreieck versuchen, doch die Ménage-à-trois zerfällt.
„Dass die Konstellation dich unglücklich machte, wurde dir im Tempo eines Magengeschwür klar, dass erst sachte und dann plötzlich sehr schnell wächst.“ Seite 54
Obsessiv stürzt sie sich in die neue Beziehung. Das Gras ist grüner, so scheint es. Nur manchmal noch streift sie die Wehmut nach der Beständigkeit mit ihm.
Erotisch ja fast pornografisch umreißt die Autorin diese neue lesbische Liebe. Raumgreifend vereinnahmt sie die eine während die andere der Polyamorie frönt.
„Okay, nichts ist von Dauer und Leben ist weit von Anfang an das Ende war so gequält und lang.“ Seite 106
Wer sich einlassen möchte auf ein sprachlich absolut zu honorierendes Experiment, dem kann ich dieses schmale Büchlein nur empfehlen. Die Autorin Maggie Millner unterrichtet kreatives Schreiben an der Yale Universität und dieses Debüt wurde in den Staaten enthusiastisch aufgenommen.
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