„Wenn man danach sucht, findet man bei jedem einen Makel, über den man sich lustig machen kann.“
Der Prolog dieses Buches führt uns nach Wien ins Jahr 1913 an das Lyzeum am Graben. Hier wählt ein junges Mädchen vermutlich den Freitod.
Ob diese Tragödie mit den späteren Ereignissen 1925 in irgend einem Zusammenhang steht, dass gilt es zu ermitteln. Im bereits achten Abenteuer von Ernestine der ehemaligen Lehrerin und Anton dem pensionierten Apotheker geht es in die Welt des Stummfilms der zwanziger Jahre.
Ernestine, ist eine weltgewandte Dame voller Neugier oder wie es heute heißt open -minded. Als sie erfährt, dass der großartige Robert Wiene mit seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal den „Rosenkavalier“ im Schönbrunner Schlosstheater drehen wird, will sie dabei sein.
Da Statisten immer gebraucht werden, meldet Ernestine sich und ihren Anton an. Anton hätte bei diesem heißen Sommerwetter lieber im Garten unter einem Baum gedöst, doch Langeweile ist nichts für Ernestine. Anton muss mit!
Wenig später steht er da, geputzt wie ein eitler Geck mit lila Rüschenbluse und weisen geschleiften Strümpfchen. Auch Ernestine erhält ein prächtiges Kostüm, dessen Schnürung kaum Raum zum Atmen lässt. Natürlich gehört noch ein ordentlicher Kopfputz dazu und perfekt sind die zwei Höflinge.
Leider berennt nicht nur die Sonne danieder und es wird sehr heiß unter der künstlichen Haarpracht, es wird auch gemeuchelt. Natürlich theatralisch einwandfrei mit rotem Seidenschal.
Ernestine nimmt sofort die Spur auf um Erich, den zuständigen Kriminalkommissar und Schwiegersohn Antons, zu unterstützen. Nicht das Erich auf den Kopf gefallen wäre aber ihm sitzt eine braune Laus im Pelz, dieser Blutsauger würde den jüdischen Kollegen liebend gern loswerden.
Nomen ist hier oft Omen und so entwickelt dieser historische Krimi seinen eigenen feinen Charme. Ein wenig erinnerten mich die beiden Protagonisten an Gräfin Schönberg und Hannes Kofler aus der Vorabendserie SOKO Kitzbühel. Anton schaut auch immer so verzweifelt drein, wenn die Gräfin einer Eingebung nachjagt.
Allen Krimifans kann ich dieses kleine Schmuckstück nur ans Herz legen. Selbst das goldene Cover verführt schon zum schmökern.
Übrigens steht jeder Krimi für sich, man muss also nicht die ganze Reihe gelesen haben. Wer allerdings mit Fall eins der beiden Hobby-Detektive beginnen möchte, dem lege ich „Mord am Semmering“ ans Herz.
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