„Die Unbestechliche“ von María von Welser und Waltraud Horbas

„Wenn Sie einen Zeitungsartikel lesen… Was denken Sie dann, was sie präsentiert bekommen Tatsachen? Die sogenannte Wahrheit? Oder Geschichten?“

Ich nähere mich dem Roman „Die Unbestechliche „ der von Maria von Welser und Waltrad Horbas über Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“.

Da ist zunächst die Protagonistin Alice. Schon in frühen Kindheitstagen ist sie neugierig auf die Welt da draußen. Mit dem Vater studiert sie früh die Zeitung und ihr Berufswunsch steht fest. Sie möchte Reporterin werden.

Im übertragenen Sinn läuft sie einem weißen Hasen hinterher. Denn in den späten Sechzigern ist Journalismus eine reine Männerdomäne. Frauen mussten ihre Männer noch um Erlaubnis bitten, um überhaupt arbeiten zu dürfen.

Alice springt in diese jederzeit unberechenbare Gegenwelt der Journaille und durchläuft wie ihre Namensvetterin eine Metamorphose.

Zuerst prallt sie an ihren Wunderpartnern ab, einfach weil Männer die Regeln machen und eine, zu diesem Zeitpunkt unverheiratete, junge Mutter schon ein verdammt dickes Fell braucht um ihren Alltag zu organisieren.

Doch Alice ist ungeduldig und ehrgeizig und so schafft sie den Sprung vom Provinzblatt ins Sportresort einer großen Münchner Tageszeitung.

Hier begegnet ihr die tyrannische Herzkönigin in Form des narzisstischen Chefs Horst. Er ist ganz anspruchsvoller Machtmensch, der von seinen Untertanen vollste Hingabe erwartet. Bekommt er sie nicht, hat das Volk zu leiden „Ab mit ihrem Kopf“.

Nach diesem Ausflug in die vergleichende Literatur hier noch ein Paar Anmerkungen zur Zeitgeschichte dieses Romans.

In den Jahren 1968 bis 1977 erstarkt die Bundesrepublik wirtschaftlich. Der Kalte Krieg ist nach der Kubakrise in eine neue Dimension eingetreten.

Zu meinem Erstaunen leben längst verdrängte Ereignisse wieder auf, die gerade heute wieder hochaktuell sind.

Es gab in dieser Zeit eine Pandemie = Hongkong-Grippe, den Überfall von Palästinensern auf Israelis = Olympische Spiele 1971, die Ölknappheit 1973 und die Sorge um unser Klima = autofreie Sonntage.

Ich komme mir vor, als säße ich in einer Endlosschleife. The Same, the same and the same, wie erschreckend.

Maria von Welser kennen sicher einige als kluge Journalistin und Moderatorin des Frauenmagazins „Mona Lisa“. Dieses Buch ist stark geprägt durch biografische Züge ihrer frühen Berufsjahre. Schon früh wird in diesem Roman sichtbar, dass sich die von Welser für Frauenrechte einsetzt. Die Schriftstellerin Waltraud Horbas hat den beruflichen Start der von Welser einen literarischen, leicht fiktiven Rahmen gegeben und schafft so die Annäherung an eine starke, selbstbewusste Frau im Kontext dieser Zeit

Ich kann das Buch nur empfehlen, denn es legt auch ein hervorragendes Zeitzeugnis ab.

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