„Von Geburt an gleich. Nein. Aber Gott hat allen ein Leben gegeben. Und er hat gesagt, dass alle ein Recht haben, nach dem Glück zu streben.„
Seite 132
„Dagens Næringsliv“ eine norwegische Tageszeitung ist die Verfasserin des Blurbs auf dem Cover des Romans „Aufs Meer hinaus“ von Cecilie Enger. Darin wurde der Roman mir als ein intimes Porträt zweier Pionierinnen in den Bereichen S3xualität und Gleichberechtigung angeboten.
Wer nun hier eine feministische Nabelschau erwartet liegt falsch. Die Protagonistinnen Berta und Hanna führen zwar eine lesbische Beziehung aber große leidenschaftliche Szenen sucht man hier vergebens.
Frau Enger funzelt unter der puritanischen Bettdecke herum und macht klein, was doch großartig ist.
Selbst die Angst vor Entdeckung gerät zu einem leisen Hintergrundsäuseln, denn die Spannung fehlt gänzlich.
Dabei sollten diese mutigen Frauen doch auf einem Podest stehen. Immerhin waren sie, ob fiktiv oder nicht, die ersten Reederinnen Europas. Sie drangen tief in eine Männerdomäne ein und behaupteten sich darin erfolgreich.
„Unnerröck an Bord, dat gifft Malheur“
Die Themen Gleichberechtigung und sexuelle Orientierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts beinhalten schon mehr TNT als in „Inglourious Basterds“ von Tarantino verballert wurde.
Doch leider schimmert der Siegerpokal weiblicher Errungenschaft nur matt in einer staubigen Ecke dahin. Schade!
Allerdings hat das Thema mich zu einer Recherche über literarischen Vorbilder verführt.
Da ist Lucy Borchard, damals die weltweit einzige jüdische Reederin und lange Zeit auch die einzige Hamburger Reederin. Sie übernahm während des Ersten Weltkrieges die Geschäftsführung der Fairplay-Reederei. Als ihr Mann aus dem Krieg heimkehrte war sie als Prokuristin tätig. Nach seinem Tod übernahm sie 1930 erneut die Geschäftsführung. Lucy Borchard war Jüdin und musste vor den Nazis emigrieren. 1953 gründete sie die Borchard Lines Ltd. In London. Sie starb 1969 im Alter von 91 Jahren.
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