„…warum habe ich mich ergeben, zum Verzehr angeboten?“
Seite 153
Der Einstieg in das Buch ließ mich vermuten, dass es Diamantsplitter nicht „Diamantnächte“ heißt.
Kurz blinkt so ein Splitter auf glitzert und verlischt sofort wieder.
Ein mühseliger Leseeinstieg beginnt, der jedoch ein Kribbeln in meinen Händen aufsteigen ließ und eine bis dato unbekannte Unruhe in meinem Inneren ausgelöste.
Womit habe ich es hier zu tun? So etwas habe ich noch nie zuvor gelesen.
Weglegen konnte ich es auch nicht, denn es hatte mich auf eigentümliche , tiefgehende Weise erreicht, eingesogen ja besetzt.
Die Ich-Erzählerin Agnete ist eine Frau um die fünfzig, geschieden mit einer Tochter und erneut verheiratet. Als ihr Mann zu einer längeren berufsbedingten Abwesenheit aufbricht beginnen ihr fast zeitgleich Haare auszufallen.
Was will ihr Körper ihr damit sagen? Agnete begibt sich auf eine Spurensuche zurück in ihre Studentenzeit. Sie versucht ihr Leben zu rekapitulieren.
Doch das gelingt nur fragmentarisch.
Wie ein Karusell dreht sie sich dabei, macht eine Rückwärtsfahrt, knüpft wieder an und stoppt plötzlich.
Sie ruft sich zur Ordnung und prokrastiniert doch weiter.
Es ist wie in einem Traum. Unreal, ungeordnet spült etwas nach oben, man bekommt es erst nicht zu fassen und weiß doch, dass es da ist.
Ein Buch über Selbstverleugnung und Selbstbetrug. Über Selbsterkenntnis und Heilung.
„Danach dauerte Übrigens auch nie lange, obwohl ich deswegen da war. Aber das verstand ich damals nicht“. Seite 170.
Mir fiel dazu eine Liedzeile aus dem Song „Melanie“ der Puhdys ein:
Mal blieb sie von der Arbeit weg und
suchte Halt in manchem Bett.
Doch was sie fand erlosch bei Tageslicht
Gesehen werden, geliebt werden und dann auf einem weißen Laken landen.
Wem gilt der letzte Satz:
„Der Parasit war beseitigt“?
Gilt er den inneren Dämonen oder den äußeren? Ein Buch, dass in dunklen Tönen tief nachklingt und es schafft, an der eigenen Vergangenheit zu rühren.
Ein Buch, dass man nur mit dem Gefühl lesen kann, ähnlich den Werken von Annie Ernaux, mit der ich den Roman von Hilde Rød-Larsen am ehesten vergleichen würde.
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