„Es ist traurig, was, mein Spatz, wenn die Dinge ihren Zauber verlieren.“ Seite 201
Wer kennt das nicht: Man fliegt in ein Luxusresort, um seine zerrüttete Ehe zu retten, und plötzlich liegt ein explodierter Wal am Strand. So beginnt Paul Rubans „Der Duft des Wals“, ein Roman, der sich liest wie ein tropischer Albtraum in Flip-Flops – mit einem Hauch Verwesung.
Im Zentrum dieses tropischen Trauerspiels: Hugo und Judith – seit zwölf Jahren verheiratet, aber emotional so verbunden wie zwei Handtücher auf verschiedenen Liegen. Judith greift zur Poolnudel – nicht zum Schwimmen, sondern zur symbolischen Paartherapie. Ihr rhythmisches Einprügeln auf Hugo wirkt fast spielerisch, wäre da nicht der unterschwellige Wunsch, ihn endgültig unter Wasser zu drücken.
Hugo selbst? Ein Mann, der seine Bronzemedaille (im Eiskunstlauf) noch immer wie einen Olympiasieg feiert und sich mit Sonnenbrille und Selbstüberschätzung durch das Resort gockelt – die fleischgewordene Karikatur des Pauschaltouristen.
Tochter Ava, klarsichtig wie ein zen-buddhistischer Teenager, betrachtet und zeichnet das ganze Elend mit einer Mischung aus Müdigkeit und Erkenntnis. Für sie sind ihre Eltern zwei unrettbar aneinandergekettete Galeerensklaven – eine Metapher, die nicht nur erschreckend treffend ist, sondern auch beweist, dass das Kind das eigentliche Erwachsenenlevel längst überschritten hat.
„Es ist traurig, was, mein Spatz, wenn die Dinge ihren Zauber verlieren.“ (S. 201)
Dieser Satz? Gilt nicht nur für die Ehe. Er passt auf alles in diesem Buch: den Urlaub, das Resort, den Wal – und vielleicht sogar ein bisschen auf den Humor, der zwischendurch auch mal baden geht.
Rubans Stil ist anfangs trocken wie ein Martini ohne Olive, was vielversprechend klingt. Leider verdunstet der Humor schnell wie der Chlorgeruch über dem Pool. Die Geschichte will bissige Gesellschaftssatire sein – Luxuskonsum vs. Umwelt, Flucht vor dem Alltag vs. Realität am hoteleigenen Strand – bleibt dabei aber oft so flach wie der infantile Charakter von Hugo.
Fazit: „Der Duft des Wals“ ist wie ein Sonnenschirmchen im Cocktail – hübsch anzusehen, aber zu wenig Substanz. Wer auf subtile Ironie, absurde Szenerien und metaphorische Nasenbären steht, wird ein paar nette Seiten finden.
Wer wirklich lachen will, sollte sich aber nicht zu viel erhoffen. Als Urlaubslektüre okay – solange der Wind nicht vom Meer weht.